Österreichs zögerliche Einführung eines Rauchverbots in der Öffentlichkeit bzw. in Lokalen schädigt die Babys. Ein Jahr nach Einführung solcher Verbote sinken Frühgeburtlichkeit und Asthma-Spitalsaufnahmen von Kindern um zehn Prozent. Dies erklärte am Dienstag die Kinder-Lungenspezialistin Angela Zacharasiewicz bei einer Pressekonferenz zur bevorstehenden Pneumologen-Jahrestagung in Graz.
Weniger Frühgeburten
"Es gibt jetzt eine Metaanalyse mit elf Studien mit 2,5 Millionen Geburten und 247.000 akuten Verschlechterungen von Asthma bei Kindern. Sobald strengere Gesetze mit Verbot des Rauchens in der Öffentlichkeit zu greifen begannen, ging Rate der Frühgeburten um 10,4 Prozent innerhalb eines Jahres zurück. Die Zahl der Spitalsaufnahmen von Kindern wegen Asthma reduzierte sich um zehn Prozent", sagte die Expertin (Wiener Wilhelminenspital). Die bei der erneuten Analyse von Studiendaten verwendeten Informationen stammten aus sechs Staaten, darunter Großbritannien, Kanada und die USA.
Auch rauchende Omas gefährden Kind
Wie sprichwörtlich giftig das Rauchen für Ungeborene, Babys, Kinder und Jugendliche ist, zeigen weitere Beobachtungen, welche die Expertin bei der Pressekonferenz vor der Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) nannte: "Nikotin wird in der Schwangerschaft schneller abgebaut. Das heißt, Schwangere haben schneller Entzugserscheinungen. Ihnen fällt es schwerer, mit dem Rauchen aufzuhören. Das Nikotin kommt zum größten Teil in das Fruchtwasser. Es ist tatsächlich eine giftige Brühe, in welcher der Fötus schwimmt." Bei Kindern von Raucherinnen ist die Asthma-Rate um 40 bis 80 Prozent erhöht. Die Schädigungen setzen sich bis ins Jugendalter fort. "Es kommt aber auch zu epigenetischen Veränderungen. Wenn die Großmutter geraucht hat, ist bei den Enkelkindern das Asthmarisiko höher - auch wenn die Mutter nicht geraucht hat."
COPD als große Herausforderung
Die zweite Herausforderung durch das Rauchen ist die bei den Tabakkonsumenten später extrem gehäuft auftauchende chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) mit einer rapiden Abnahme der Lungenfunktion. "Man lebt mit einer COPD ziemlich lange. Doch es werden ständig Lungenstrukturen abgebaut, und es kommt dazu, dass CO2 im Körper übrig bleibt. Das ist giftig. COPD-Patienten können an CO2-Vergiftung sterben", sagte die Wiener Spezialistin Sylvia Hartl (Otto Wagner Spital).
Bei einer akuten Verschlechterung des Zustandes ("Exazerbation") und einer Spitalsaufnahme wäre dann eine Beatmung dringend angesagt. Hier gibt es mit nicht-invasiver Maskenbeatmung statt Intubierung eine schonendere und komplikationsärmere Methode, die wirksam ist. Zu Hause kann das später auch über Nacht erfolgen. Doch dazu müssten zunächst bei der Notfallaufnahme die Blutgase gemessen werden. Das erfolgt allerdings oft gar nicht, in anderen Spitälern wieder zu 100 Prozent. "Und selbst bei den Patienten, die eine Blutgasuntersuchung hatten, wurde bei 45 Prozent keine Beatmung angewendet", sagte die Pneumologin. Dabei lässt sich das Mortalitätsrisiko innerhalb eines Jahres mit nicht-invasiver Beatmung von 33 Prozent auf zwölf Prozent senken.