Laut der Weltgesundheitsorganisation ist zwischen 1980 und 2013 die Zahl der übergewichtigen Kinder weltweit um mehr als 47 Prozent gestiegen. Dies führe zu vielen Folgekrankheiten wie psychischen Leiden, Magen-Darm-Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. "Langzeitstudien besagen laut WHO zudem, dass Übergewicht in der Kindheit ein lebenslang erhöhtes Gesundheitsrisiko verursacht, selbst wenn im Erwachsenenalter Normalgewicht erreicht wird", schrieb das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE).
"Politik und Gesellschaft müssen endlich damit aufhören, Übergewicht als harmlose Erscheinung abzutun", betonte Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE. "Wir haben in Österreich nach wie vor keine ausgewerteten Daten zum Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, obwohl Schulärzte jährlich Größe und Gewicht der Schüler messen", fügte er hinzu. Von einer "Verbannung ungesunder Ernährung aus den Schulen" sei man genauso meilenweit entfernt wie von der täglichen Turnstunde. Darüber hinaus gibt es, wie Tomas Stulnig von der Universitätsklinik für Innere Medizin III (AKH/MedUni Wien) betonte, in Österreich keine universitären Forschungseinrichtungen zu dem Thema.
Unverbindliche Informationsmaßnahmen wie Broschüren und Vorträge seien als "Alibi-Aktionen" zu betrachten. Widhalm und Stulnig in ihrer Aussendung: "Dass solche Maßnahmen einzeln gar keinen nachhaltigen Effekt haben, ist wissenschaftlich hinlänglich bekannt." Man benötige zur Bekämpfung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ein abgestimmtes, verbindliches Maßnahmenpaket bis hin zu neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen wie Strafsteuern und Werbeverbote für ungesunde Nahrungsmittel.