Was Experten am Wochenende beim Internationalen Suchtsymposium in Grundlsee (Steiermark) festgestellt haben, wurde Montagnachmittag durch einen neuen Bericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) in Lissabon bestätigt. Im europäischen Vergleich steht Österreich relativ gut da.

2014 wurden in der EU laut den EMCDDA-Experten insgesamt 101 bis dahin unbekannte psychoaktive Substanzen registriert. 2013 hatte es 81 Neumeldungen gegeben. "Die heute vorgelegten Daten machen deutlich, dass die Zunahme dieser Substanzen auf dem Markt für die Politik im Bereich der öffentlichen Gesundheit und in der Drogenpolitik auch in den kommenden Jahren Herausforderungen mit sich bringen wird", erklärte Wolfgang Götz, Direktor der EU-Agentur am Montag in einer Aussendung.

Die Details aus dem Bericht sprechen eine deutliche Sprache, wie sich die Drogenproblematik in Europa wandelt. Vergangenes Jahr tauchten in Europa allein 31 neue Cathinone auf. "Synthetische Cathinone werden als 'legaler Ersatz' für Stimulanzien wie Amphetamine und MDMA verkauft und stellten mit fast 11.000 Beschlagnahmungen die zweitgrößte Gruppe dar", heißt es in dem Report.

Davon wurden vergangenes Jahr in Europa insgesamt 1,1 Tonnen sichergestellt. Zahlenmäßig am häufigsten beschlagnahmt wurden solche Substanzen aus dem Schwarzmarkt in Großbritannien, Polen, Ungarn, Schweden und Finnland. Österreich schnitt da etwas besser ab, wenig verbreitet sein dürften die synthetischen Cathinone in Deutschland, Norwegen, Tschechien, Ungarn, Italien und Portugal.

In ganz Europa stieg die Zahl der NPS-Aufgriffe bei den Cathinonen seit 2009 und bei den synthetischen Cannabinoiden seit 2011 stark an. "Synthetische Cannabinoide werden als 'legaler Ersatz' von Cannabis verkauft (...), mit 21.000 Sicherstellungen mit einem Gesamtgewicht von fast 1,6 Tonnen stellten sie die Mehrheit bei diesen Zahlen dar", schrieb die EMCDDA mit Berufung auf die Gesamtdaten aus dem Jahr 2013 mit in Europa insgesamt 3,1 Tonnen beschlagnahmter NPS (47.000 Aufgriffe). Hier liegt Österreich mit Ländern wie Deutschland, Norwegen und den Benelux-Staaten eher am unteren Ende, die Türkei, Polen und Schweden sind an der Spitze. Drogenmärkte sind "traditionell" national bzw. in zusammen gehörenden Kulturkreisen unterschiedlich.

Morphin-Abkömmlinge als besondere Gefahr

Eine besondere Gefahr stellen laut der EU-Drogenbeobachtungsstelle in Lissabon neu synthetisierte Morphin-Abkömmlinge (Opioide) dar. "Der Grund liegt darin, dass sie oft hoch potent sind und als 'Heroin' an Drogenbenutzer verkauft werden, die damit (mit der potenteren Wirkung; Anm.) nicht rechnen. Das bedeutet ein hohes Risiko für Überdosierungen und tödliche Zwischenfälle", so die EMCDDA.

Dabei handelt es sich oft um Fentanyl-Abwandlungen. Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das als sehr stark schmerzlindernde Substanz häufig in der Medizin verwendet wird, so zum Beispiel auch in den "Schmerzpflastern". 2014 sind in Europa allein fünf neu Opioid-Varianten aufgetaucht.