Eine Grazerin, die seit Tagen wegen Tierquälerei in Ungarn gesucht wird, ist nun von den österreichischen Behörden ausgeforscht worden. Die Frau hält sich demnach in ihrer Heimatstadt auf und wurde auch schon von der Polizei aufgesucht. Festgenommen wurde sie allerdings vorerst nicht. Wie die Staatsanwaltschaft Graz einen Bericht der „Kronen Zeitung“ am Freitag bestätigte, werde erst geprüft, ob der gegen sie vorliegende europäische Haftbefehl vollzogen werden kann.

Die Verdächtige ist außerdem in medizinischer Behandlung, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Christian Kroschl. Der EU-weite Haftbefehl wurde bereits aus dem Ungarischen übersetzt, doch zu einer Auslieferung dürfte es wohl nicht kommen. Heimische Behörden liefern Österreicherinnen und Österreicher meist nicht aus, sondern starten ein Inlandsverfahren. Dieses sei auch eingeleitet worden, sagte Kroschl. „Die Frau kann nämlich auch hier in Österreich für Straftaten im Ausland verfolgt werden“, erklärte er weiter. Bei den ungarischen Behörden habe man um sämtliche Akten und bisherige Ermittlungsergebnisse angesucht.

Hunde in grauenvollen Zuständen gehalten

Die Grazerin dürfte in den grenznahen ungarischen Orten Csönge und Csapod mehrere Höfe betrieben haben, auf denen sie Hunde gezüchtet haben soll. Die Vierbeiner mussten allerdings in völlig unwürdigen Zuständen leben. Tierschützer berichteten etwa von zahlreichen Kadavern kleiner Hunde. Über 100 Hunde, 50 Schafe und Ziegen sowie vier Pferde wurden lebend befreit. Die Tiere waren offenbar unterernährt und in einem sehr schlechten Gesundheitszustand.

In Österreich war die Grazerin ebenfalls schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten: Gegen sie wurde von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt im Dezember 2023 ein Strafantrag wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs in Zusammenhang mit dem Verkauf von Hunden eingebracht. Da sie zur Hauptverhandlung am Landesgericht nicht erschienen war, ist eine Personenfahndung ergangen.

Schwerer BEtrug in 53 Fällen

Vorgeworfen wird ihr in Österreich schwerer gewerbsmäßiger Betrug in insgesamt 53 Fällen mit einer Schadenshöhe von über 5.000 Euro, hieß es aus der Staatsanwaltschaft. In 49 Fällen soll die Gesuchte falsche Angaben über den Gesundheitszustand der Welpen gemacht und in vier Fällen eine Reinrassigkeit behauptet haben. Zuständig ist diesbezüglich die Staatsanwaltschaft Eisenstadt, da die Hunde zum Teil im Burgenland zum Verkauf angeboten worden waren.