Vater und Sohn haben sich am Freitag in Linz wegen Freiheitsentziehung und Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen, weil sie im September die Frau bzw. Mutter gewaltsam entführt haben sollen. Der 44-Jährige wollte wohl seine von ihm getrennt lebende Ehefrau gegen deren Willen nach Kroatien zurückbringen. Der 19-Jährige dürfte ihn in Linz unterstützt haben. Die Angeklagten wurden zur Verhandlung aus der U-Haft vorgeführt.
Die beiden sollen am 12. September der Frau aufgelauert, sie am Oberkörper gepackt und in ein Auto gezerrt haben. Dann fuhren sie davon. Ein Zeuge, der den Vorfall mit dem Handy filmte, alarmierte die Polizei und die Verdächtigen konnten schnell ermittelt werden. Mittels Handypeilung wurde der Wagen lokalisiert und in der Steiermark auf der Pyhrnautobahn (A9) bei der Ausfahrt Schachenwald schließlich angehalten.
Frau suchte Schutz im Frauenhaus
"Gewalttätiges, respektloses Verhalten" gegenüber der Frau, habe die langjährige Beziehung des Ehepaares geprägt, sagte die Staatsanwältin. Schon mehrmals habe sie daher versucht, den Mann zu verlassen - zuletzt im Juni, als es zu Unstimmigkeiten über Geld gekommen sei. Sie sei zuerst zum Bruder geflüchtet, habe dann Schutz im Frauenhaus gesucht.
Zufällig habe eines der neun gemeinsamen Kinder die Mutter später vor der Einrichtung getroffen, somit erfuhr der Ehemann ihren Aufenthaltsort, so die Anklägerin. Er habe beschlossen, sie nach Kroatien zurückzubringen und dort "zu isolieren". Wegen der von Aggression geprägten Ehe sei die Frau psychisch beeinträchtigt und leide an Depressionen, stellte die Staatsanwältin klar.
Der Verteidiger des Mannes zeichnete ein ganz anderes Bild seines Mandanten. Dieser sei " beruhigend, kalmierend, liebt die Ehefrau noch immer innig". Vielmehr habe die Frau eine wahnhafte Störung unter der das Familiensystem gelitten habe. Im Sommer sei sie alleine ins Frauenhaus gegangen.
Verteidiger sah "Verzweiflungsaktion"
Nachdem der Erstangeklagte ihren Aufenthaltsort erfahren hatte, sei es zu "der Verzweiflungsaktion" gekommen, vor dem Frauenhaus sei die "Situation aus dem Ruder gelaufen", meinte der Verteidiger. Es stimme, dass sein Mandant die Frau gewaltsam ins Auto gezogen habe. Aber sie hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, aus dem unverschlossenen Auto auszusteigen. Auf der Fahrt von Linz Richtung Kroatien habe sie sich beruhigt. Daher bekannte sich sein Mandant nur teilweise schuldig. Der Angeklagte behauptete in der Verhandlung, mit der Frau nur nach Kroatien habe fahren wollen, um dort für einen Sohn einen OP-Termin zu vereinbaren.
"Auf dem Video sieht man eine Straftat", stellte der Verteidiger des angeklagten Sohnes außer Streit. Daher gestand auch er eine Teilschuld ein. Eine Entführung in die Heimat habe es aber nicht gegeben. Allerdings war er auch nicht mit auf dem Weg nach Kroatien, er war vorher aus dem Auto gestiegen, um in Linz bei seinen kleinen Geschwistern zu bleiben. Dafür stieg ein anderer Sohn zu. Gegen ihn wurde das Ermittlungsverfahren aber am 3. Oktober eingestellt. Ein Urteil ist für Freitag geplant.