„Das Land ist wunderschön. Und die Leute sind wegen der schwierigen Umstände schüchtern, aber freundlich“. Wenn Werner Fritz von seiner neuen Heimat im Südsudan erzählt, strahlen seine Augen. Vor zwei Jahren hat der gebürtige Lungauer seinen Job als Manager beim Straßenerhalter Asfinag an den Nagel gehängt, um für die Caritas in dem ostafrikanischen Land zu arbeiten.

„Es hat mich sehr angesprochen“

Seinen Anfang nahm alles mit einer Radiosendung 2022, in der der Direktor eines Hilfswerkes von seiner Arbeit berichtete. „Das hat mich sehr angesprochen, und ich wollte ehrenamtlich mitarbeiten“, sagt Fritz. Nach einem persönlichen Gespräch entschied sich der studierte Betriebswirt, hauptamtlich einzusteigen: „Das war eine sehr schnelle Entscheidung.“ Doch der Rahmen passte nicht. Zur selben Zeit inserierte die Caritas den Job eines Country Managers im Südsudan. „Ich habe mit meiner Familie und meinen Freunden gesprochen, mich mit einem Coach getroffen und mich dann beworben.“ Wenig später trat er seinen neuen Job in Yambio im Südwesten des Landes an.

Schwierige Umstände

Das Land zählt zu den ärmsten und gefährlichsten der Welt: 7,1 Millionen Menschen sind mit Hunger konfrontiert, jedes zehnte Kind erreicht das fünfte Lebensjahr nicht. Außerdem zählt der Südsudan 4,5 Millionen Binnenflüchtlinge – Nachwehen des Bürgerkriegs, der bis 2018 das Land beutelte. Zudem sind seit dem Vorjahr Tausende Sudanesen vor dem Krieg über die Grenze zum südlichen Nachbarn geflüchtet.

Für Kinder und Erwachsene

Werner Fritz konzentriert sich auf das Positive: „Ich bin überzeugt, dass ich etwas Sinnvolles mache. Mein Sohn Nuno hat mich vor Kurzem besucht. Er hat gemeint, dass man mir ansieht, wie stolz ich auf meine Arbeit bin.“ 20 Projekte koordiniert der Österreicher mit seinem 15-köpfigen südsudanesischen Team. Die Ideen kommen von den CBOs, Kleinstorganisationen vor Ort – für die Versorgung unterernährter Babys, nachhaltige Landwirtschaft, Frauenförderung oder Bildung. „Wir arbeiten gut zusammen, es ist ein Arbeiten auf Augenhöhe.“

Werner Fritz mit seinem Team im südsudanesischen Yambio
Werner Fritz mit seinem Team im südsudanesischen Yambio © Caritas Österreich

Wichtig sei dabei, dass er sich in der Freizeit Dinge vornehme, auf die er sich freue: ein Buch zu lesen, ein Bier zu trinken, sich etwas Besonderes zu kochen. „Das hilft, um den Energielevel zu halten, den man für diesen Job braucht.“ Eine besondere Anerkennung sei es auch, von den Mitarbeitern nach Hause eingeladen zu werden: „Die Familie ist den Menschen hier sehr wichtig und wird entsprechend geschützt. Eine Einladung ist da etwas Besonderes.“ Insgesamt habe die Caritas eine gute Reputation: „Wir arbeiten seit 15 Jahren im Südsudan, die Menschen wissen, wir lassen sie nicht im Stich.“

„Neue Herausforderung, die mich erfüllt“

Mit Entwicklungshilfe beschäftigt hatte sich Fritz schon in seiner Studienzeit: „Ich habe meine Diplomarbeit in und über Nicaragua geschrieben.“ Doch für längere Zeit ins Ausland zu gehen, stand damals nicht auf seiner Agenda. Was nun anders sei? „Ich kann alles einbringen, was ich mir in der Zwischenzeit angeeignet habe, ich bin als Persönlichkeit gefestigter. Außerdem sind meine Kinder nun aus dem Gröbsten heraus.“ Es sei eine neue Herausforderung, die er mit 55 Jahren angenommen habe und die ihn erfülle. „Ich habe diese Entscheidung nicht aus einer Krise heraus getroffen. Alles im Leben kommt zu seiner Zeit. Ich will keine Etappe missen.“

Neue und alte Heimat

Kontakt zur Heimat, zu Familie und Freunden hält der Caritas-Mitarbeiter auf elektronischem Weg. Vor allem per WhatsApp. „Telefonierer bin ich kein guter“, gesteht er lachend. Und: „Heimweh habe ich keines. Es gibt nur Momente, bei denen ich gerne dabei wäre, zum Beispiel, als mein Sohn die Schule abgeschlossen hat.“ Ob er etwas im Südsudan vermisst? „Auf dem Naschmarkt in Wien einzukaufen und mit Freunden zu kochen und zu essen.“

Einmal im Winter und einmal im Sommer geht es in die alte Heimat.„Meine Freunde sind nicht weniger geworden, nur die gemeinsame Zeit intensiver.“ Auch ein Besuch beim Vater im Lungau steht immer im Kalender. Was dieser zu der Entscheidung seines Sohnes sagt? „Er hat mir am Anfang alles Gute gewünscht, und jetzt ist er auch stolz.“