„Also vor ungefähr zehn Jahren das Asylheim in Brand gesteckt wurde, dachte ich, dass das schon heftig ist. Aber was ich jetzt erlebe, das ist nochmal eine Dimension schlimmer“, sagt Altenfeldens Bürgermeister Klaus Gattringer den Oberösterreichischen Nachrichten. In seiner Gemeinde wurde am Montag in der Früh Franz Hofer, der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau erschossen. Der mutmaßliche Täter, Roland Drexler, steht im Verdacht, danach auch in Arnreit den pensionierten Polizeibeamten Josef H. hingerichtet zu haben. Drexler ist seitdem auf der Flucht und wird von hunderten Polizeibeamten gesucht.
Großfahndung im Burgenland
Im Zusammenhang mit der Großfahndung nach Roland Drexler, der am Montag zwei Menschen im Mühlviertel erschossen haben soll, lief am Mittwoch im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland ein großer Polizeieinsatz. Es habe einen Hinweis aus der Bevölkerung gegeben, dem gehe man nun nach, bestätigte Polizeisprecher Helmut Marban der APA entsprechende Medienberichte. Die Spur verlief jedoch im Nichts, der Tatverdächtige konnte nicht gefunden werden.
Montagfrüh soll Drexler in Altenfelden im Bezirk Rohrbach in Oberösterreich einen Bürgermeister aus der Region zunächst mit einer Faustfeuerwaffe angeschossen und dann den flüchtenden Verletzten mit einem Kopfschuss aus einer Langwaffe getötet haben. Anschließend habe er einen 64-jährigen ehemaligen Jagdleiter und pensionierten Polizeibeamten mit einem gezielten Kopfschuss in Arnreit umgebracht, so die Ermittler. Hintergrund der Tat dürften Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Jagd sein. Die beiden Getöteten hatten Drexler u.a. wegen unzulässiger Lockfütterung bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt.
50 Personen erhalten weiterhin Polizeischutz
Die Polizei schätzt den Täter, der strafrechtlich bisher nicht in Erscheinung getreten ist, als „sehr, sehr gefährlich“ ein, er dürfte zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe - die er legal besitzt - bei sich tragen. Bei Sichtung solle man unbedingt den Notruf wählen und nicht selber Kontakt mit ihm aufnehmen, so die Empfehlung. Die Staatsanwaltschaft Linz hat einen Haftbefehl wegen des Verdachts des zweifachen Mordes erlassen.
50 Personen aus dem Umfeld des Mannes erhalten Personenschutz, zu den Details gibt sich die Polizei bedeckt. Nur so viel: Der Kreis sei nicht mehr erweitert worden. Die Bezirkshauptmannschaft Rohrbach, die am Tattag sicherheitshalber abgeriegelt worden war, hat mittlerweile wieder normalen Parteienverkehr. Größere Veranstaltungen in der Region waren vorerst ohnehin nicht geplant, ein kleinerer Handwerksmarkt in Altenfelden wurde allerdings vorsorglich abgesagt.
Lebt der Gesuchte überhaupt noch?
Drexler dürfte mit einem silbernen VW Caddy mit dem Kennzeichen RO-231 EL unterwegs sein. Damit flüchtete er nach den Taten in Altenfelden und Arnreit in Richtung Rohrbacher Straße (B127), dann verliert sich seine Spur. Seine Handys hat er nicht dabei, daher konnte man ihn auch nicht orten.
Man wisse weder, ob der Gesuchte noch lebt, noch ob er tot ist, hatte es am Vormittag bei der Polizei geheißen. Das bedeutete im Bezirk Rohrbach weiter Ausnahmezustand. Nach wie vor sind weit über 200 Einsatzkräfte vor Ort und suchen das Gebiet im Raum Altenfelden/Arnreit im Bezirk Rohrbach ab. Weil das Gelände teilweise sehr steil sei, gestalte sich das oft schwierig und gefährlich, hieß es. Von der Cobra bis zu Streifenbeamten standen etliche Einheiten im Einsatz, unterstützt von der Polizeidiensthundeeinheit, mehreren Drohnen und einem Hubschrauber. Auch die Behörden im angrenzenden Ausland - Tschechien und Deutschland - seien informiert worden und fahnden nach dem Fluchtauto. Am Vormittag ging man im Burgenland einem Hinweis nach, ein Polizeieinsatz lief.
Bis 2005 war Drexler Mitglied der SPÖ Altenfelden
Zu Medienberichten über eine SPÖ-Zugehörigkeit Drexlers bestätigte die oberösterreichische Landespartei am Mittwoch, dass er von 1992 bis 2005 Mitglied der SPÖ Altenfelden war. „Er wurde bei den Gemeinderatswahlen 1997 in den Gemeinderat von Altenfelden gewählt, wo er in den frühen 2000er-Jahren (2001 bis 2003, Anm.) auch kurzzeitig die SP-Fraktion leitete. Vor bald zwei Jahrzehnten schied er jedoch aus der SPÖ und allen seinen Funktionen aus und war seither nicht mehr politisch aktiv“, so Landesgeschäftsführer Florian Koppler, der den Betroffenen sein Mitgefühl und den Einsatzkräften seinen Dank aussprach.