Die Großfahndung der Polizei nach Roland Drexler, der am Montag zwei Menschen im Mühlviertel erschossen haben soll, ist bis Dienstagabend ohne Ergebnis geblieben. Ein Opfer ist ein Bürgermeister aus der Region, das zweite Opfer ein ehemaliger Polizist und Jagdleiter, beide waren 64 Jahre alt. Laut Obduktionsergebnis starben beide Männer durch Kopfschüsse. Hintergrund der Tat dürfte ein lange schwelender Streit im Jagdmilieu sein.

„Wir müssen davon ausgehen, dass der Gesuchte sehr, sehr gefährlich ist“, betonte Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger. 50 Personen stehen derzeit unter Polizeischutz.

Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamtes, äußerte sich am Dienstagabend gegenüber dem „ORF“ über den möglichen Aufenthaltsort von Drexler: „Es gibt eine gewisse Vermutung, dass sich der Täter doch irgendwo in dem Gebiet aufhalten dürfte, in dem in den letzten Stunden der polizeiliche Großeinsatz läuft.“ Es könne aber auch sein, dass seine Flucht ihn weiter weg geführt habe. Die Suche wurde auf Bayern und Tschechien ausgeweitet. Der Ausnahmezustand im Bezirk Rohrbach soll zumindest noch am Mittwoch aufrecht bleiben.

Obduktion abgeschlossen: Kopfschüsse als Todesursache

Am Dienstagvormittag beriefen die Ermittler eine Pressekonferenz ein. Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger berichtete dabei über den Stand der Ermittlungen rund 24 Stunden nach der Tat. Zu diesem Zeitpunkt gab keine Spur des Täters, er selbst hat zwei Handys in einer Wohnung zurückgelassen. Die Polizei gehe davon aus, dass Roland Drexler zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe bei sich habe. Andere Waffen, die er legal besessen habe, seien sichergestellt worden, informierte Keplinger. 

Viele Menschen haben sich im Laufe des Dienstags bei der Polizei gemeldet - sie sehen sich selbst gefährdet, weil es zu Auseinandersetzungen mit dem mutmaßlichen Täter im Vorfeld gekommen war. Die Polizei beziffert den Personenkreis mit 50 Betroffenen. Sie erhielten entweder Personenschutz oder wurden an einen sicheren Ort gebracht.

Staatsanwältin Ulrike Breiteneder, Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger und der Leiter des Landeskriminalamtes Gottfried Mitterlehner bei der Pressekonferenz
Staatsanwältin Ulrike Breiteneder, Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger und der Leiter des Landeskriminalamtes Gottfried Mitterlehner bei der Pressekonferenz © APA / Team Fotokerschi/kerschbaummayr

Dienstagabend lagen außerdem die Obduktionsergebnisse vor. Wie Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, der APA mitteilte, habe diese ergeben, dass beide Opfer durch Kopfschüsse starben.

Der verdächtige Roland Drexler traf wohl Montagvormittag gegen 8.30 Uhr auf Bürgermeister Franz Hofer in der Gemeinde Altenfelden. Er schoss offenbar dreimal auf den Ortschef und traf ihn auch. Diese Verletzungen waren aber „nicht so gravierend“, sodass Hofer noch versuchte, über eine Wiese zu flüchten. Dann zielte der Schütze mit einer Langwaffe, einer Schrotflinte, auf ihn und traf ihn am Kopf. Dieser Schuss sei tödlich gewesen. Das andere Opfer wurde mit einer Faustfeuerwaffe getötet. Er erlitt einen Kopfschuss, der „nicht aufgesetzt war, aber aus relativ kurzer Entfernung abgegeben wurde“.

 
Der zweite Tatort befindet sich Luftlinie nur etwa einen Kilometer vom ersten Tatort entfernt in Arnreit. Gegen 8.45 Uhr hat Drexler den 64-jährigen ehemaligen Jagdleiter in seinem Wohnzimmer überrascht. Mit einem gezielten Kopfschuss, der „nicht aufgesetzt war, aber aus relativ kurzer Entfernung abgegeben wurde“, wurde der frühere Polizist getötet. Mit seinem VW Caddy flüchtete der verdächtige Roland Drexler auf die B127, die Rohrbacher Straße. „Seither wissen wir nicht, wo er sich aufhält.“

Seine Jagdhunde hat der Täter offenbar nicht bei sich, er hat seinen Hauptwohnsitz in Altenfelden und mehrere Nebenwohnsitze. Sein Firmenwagen wurde sichergestellt.

Roland Drexler galt als „problematisch“ und „jähzornig“

Zum Täter selbst gab Breiteneder Auskunft: Der Beschuldigte ist zur Festnahme ausgeschrieben, er hat keine Vorstrafen, aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist er ein „unbeschriebenes Blatt“.

Aus dem Umfeld des Gesuchten heißt es, Drexler habe schon lange mit seiner Familie gebrochen. Seit Jahren sei er im Ort als „problematisch“ und „jähzornig“ bekannt. Er soll etwa verbotene Fallen aufgestellt haben, sehr zum Missfallen der anderen Jäger und der Bauern, wie die APA in Erfahrung bringen konnte.

Alle jagdlichen Aspekte werden derzeit überprüft - es gab im Jahr 2024 zwei Anzeigen: Eine im Frühjahr und eine vom 22. Oktober. Das dürfte der Auslöser für die Bluttat gewesen sein, der Täter hatte einen Jagdschein, seine Jagdkarte war nicht eingezogen.

War die Tat geplant oder spontan?

Diese Frage kann die Polizei derzeit nicht beantworten, das ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter noch lebt - daher bleibt die Großfahndung aufrecht. Stündlich findet im Einsatzzentrum eine Bewertung statt. Man gehe davon aus, dass der Gesuchte aktuell zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe bei sich habe. Andere Waffen, die er legal besessen habe, seien sichergestellt worden.

Wer sind die Opfer?

Die Opfer des Schussattentats, Kirchbergs Bürgermeister Franz Hofer (VP) und Josef H. aus Arnreit, einte die Leidenschaft für die Jagd. Ihr Tod löst über Gemeinde- und Parteigrenzen hinweg große Anteilnahme aus, lesen Sie mehr im Porträt der Oberösterreichischen Nachrichten.

Das Fahndungsfoto

Die Polizei geht davon aus, dass Drexler mit einem silbernen VW Caddy mit dem Kennzeichen RO-231 EL unterwegs ist. Bei Sichtung solle man unbedingt den Notruf wählen und nicht selber Kontakt mit ihm aufnehmen. Auch ein Foto des Verdächtigen von der oberösterreichischen Polizei wurde veröffentlicht.