Früher einbrechende Dämmerung, häufiger Bodennebel und Wildtiere auf Nahrungssuche: Es ist diese Kombination, die die Straßen im Herbst zum risikoreichen Terrain für Unfälle mit Rehen, Wildschweinen und Co. werden lässt. Mehr als 70.000 Wildtiere sterben laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) pro Jahr auf Österreichs Straßen, was im Schnitt einen Wildunfall etwa alle sieben Minuten ergibt. Mehr als die Hälfte der getöteten Tiere sind Rehe, ein Viertel Hasen, dazu kommen Hunderte Hirsche, Wildschweine, Füchse und anderes Wild. „Bei den Rehen kommt das Fallwild auf den Straßen auf ein Siebentel der insgesamt in Österreich erlegten Menge“, sagt KfV-Direktor Christian Schimanofsky.

Die Unfälle mit Wildtieren fordern auch einen menschlichen Blutzoll mit jährlich mehr als 300 Verletzten. Im Vorjahr etwa verletzten sich in der Steiermark 45 Verkehrsteilnehmer bei Kollisionen mit Rehen und anderem Wild, in Kärnten waren es 17, am meisten Verletzte gab es mit 95 in Niederösterreich. Das Bundesland liegt bei den Wildunfällen mit großem Abstand an der österreichweiten Spitze: 40 Prozent aller im Straßenverkehr getöteten Wildtiere fallen in Niederösterreich an. Zu tun habe das mit dem Straßensystem, das weite Landschaften durchschneide, und dem hohen Pendleraufkommen, sagt der niederösterreichische Landesjägermeister Josef Pröll. In den vergangenen Jahren seien im Bundesland deshalb 136.000 Wildwarngeräte und Reflektoren installiert worden.

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Wildunfälle durch Klimawandel und Freizeitnutzung

Derartige Maßnahmen zeigen durchaus Erfolg, vor allem beim Niederwild sind die Unfallzahlen über die Jahre gesunken. Nicht so allerdings bei Rehen und Rotwild, wo es eine Steigerung gab. Schimanofsky und Pröll führen das teils auf den Klimawandel zurück, durch den die Rehe auf der Suche nach wasserhaltiger Nahrung weitere Strecken zurücklegen müssen. „Vor allem aber führt der Druck durch Freizeitnutzung der Wälder dazu, dass Fluchttiere wie Reh- und Rotwild häufiger aufgescheucht werden“, sagt Pröll.

Bei Kontakt mit Wildtieren auf der Straße empfiehlt das KfV, abzubremsen, das Licht abzublenden und gegebenenfalls zu hupen. „Was man nicht tun sollte, ist rasch und unkontrolliert auszuweichen“, sagt Schimanofsky. „Das kann zu noch schlimmeren Unfällen führen. Besser ist es dann, einfach das Lenkrad festzuhalten.“ Ist die Kollision einmal geschehen, gilt es, die Polizei zu rufen, die dann den nächsten Aufsichtsjäger verständigt. „Das sollte man auch dann tun, wenn das angefahrene Tier geflüchtet ist“, sagt Pröll. Streng verboten ist es übrigens, ein angefahrenes Wildtier selbst einzupacken und zu versorgen.