In den nächsten Wochen müssen wir wohl eines aufbringen: Geduld. Warum? Sie ahnen es? Wer am Wahlabend die Nachrichten und Interviews verfolgte, dürfte bereits wissen, worum es geht. Die Fragen drehten sich wie bereits vor der Wahl im Kreis: „Werden Sie bei Ihrem Nein zur FPÖ mit Kickl bleiben? Schließen Sie nach wie vor eine Koalition mit Kickl aus?“

Ein Leser hat mir bereits vor der Wahl über all die Spekulationen, die uns nun wochenlang begleiten werden, erklärt, dass er und viele andere sich angesichts des aktuellen „politischen Personals“ eine Expertenregierung wünschen würde. Jede Partei sollte abseits ihrer künftigen taktischen Spielchen rund um die Sondierungsgespräche ihre Experten und Expertinnen für die diversen Ministerämter mit Konzepten für Wirtschaftswachstum, Änderungen im Steuersystem und Bildungssystem präsentieren. Seine Bitte an uns Medien war, dass wir uns ebenfalls auf jene Fragen konzentrieren sollten, die wesentlich für das Land seien - wie die drohende Deindustrialisierung, die Probleme im Bildungssystem und in der Integration. Und weniger, welcher Kommentar irgendeines Funktionärs zu einer Koalitionsmöglichkeit ein winziges Abweichen zu einem anderen Kommentar erahnen lässt. Ein anderer Leser fürchtet, dass in den Koalitionsverhandlungen erneut ignoriert würde, dass Wohlstand von Leistung und Anstrengung komme und nicht von Work-Life-Balance mit 70 Prozent Life und 30 Prozent Work. Was er beklagt? Dass Leistungsträger, also die berühmten Ruderer, zu selten medial im Vordergrund stünden – im Gegensatz zu jenen, die ihr Gehalt unabhängig von Wind und Wetter erhalten, sich aber anmaßen würden, darüber zu urteilen, wie Wirtschaft funktioniere oder zu entscheiden, wie das Steuergeld der weiter schrumpfenden Gruppe der noch steuerzahlenden Erwerbstätigen am besten umverteilt werden müsse. Oder dass kaum mehr jemand Realitäten zu benennen wage. Wie jene, dass Menschen durch Sozialleistungen in die Inaktivität gelockt würden.
Wobei dieser Leser Umverteilung und Sozialleistungen als durchaus wichtig erachtet. Was ihm fehlt? Das richtige Augenmaß und der Blick auf jene, die meist früh aufstehen, die Wirtschaft am Laufen halten und nicht die Zeit haben, für ihre Anliegen zu kämpfen wie bezahlte Gender-, Feminismus-, Klimabeauftragte, die alle Zeit der Welt haben, sich Gedanken über Work-Life-Balance, Quotenpolitik, Sternchen, Doppelpunkte, Geschlechtergerechtigkeit und andere Unbillen dieser Welt zu machen . . .