Tobias Schweiger verzieht kurz die Mundwinkel, überlegt, greift sich ans Kinn, nickt und setzt schnell wieder ein breites Lächeln auf. Der Spitzenkandidat im weinroten Pulli weiß kurz nach 17 Uhr: Das wird nichts mit der KPÖ und dem Nationalrat. 2,4 Prozent (Stand 21.26 Uhr), so das vorläufige Wahlergebnis, und damit doch deutlich unter der Vier-Prozent-Hürde. „Aber wir werden weitermachen“, sagt Schweiger vor seinem tapfer jubelnden –überwiegend jüngeren – Publikum.

Kurz zuvor war die Stimmung bei der Wahlparty am Badeschiff noch gespannt und vorsichtig hoffnungsvoll gewesen, draußen wehten die roten Flaggen: „Damit sich was ändert.“ Als „Merch“ waren T-Shirts, Socken und Bauchtaschen im Angebot. „Der Tobi ist überall gut angekommen“, betont ein älterer Herr mit Bierkrug vor sich, jahrelang schon sei er Mitglied der kommunistischen Partei. Das Nationalrats-Ziel schien greifbar, nach den Erfolgen der Partei in Graz und in Salzburg mit den Vorzeige-Genossen Kay-Michael Dankl und Elke Kahr. Es wäre das erste Mal nach über sechs Jahrzehnten gewesen, dass die KPÖ im Parlament sitzt.

Stimmung „milde gedrückt“

„Es ist uns dieses Mal nicht gelungen“, sagt Schweiger. Aber der 34-jährige gebürtige Grazer sei stolz auf die Partei, im Vergleich zur Nationalratswahl 2019 bilanziert man eine Verdreifachung, „wir haben sehr viele Menschen gewonnen, die daran glauben, dass man Politik in Österreich anders machen kann, und zwar mit uns.“ Auf das Ergebnis wolle man aufbauen, weitermachen wie bisher, nah an den Menschen und „lokal“ bleiben und auf soziale Themen wie leistbares Wohnen setzen.

Dennoch „milde gedrückt“, beschreibt ein junger Mann mit Hammer und Sichel auf dem Shirt die Stimmung nach dem Ergebnis. „Es wäre halt vom Parlament aus einfacher gewesen, Dinge zu verändern“, wirft die junge Frau ein, die mit am hölzernen Stehtisch lehnt. Aber „man darf es nicht als Sprint betrachten, sondern als Marathon“. Spitzenkandidat Schweiger will nun vor allem auch in die Steiermark schauen, zu den bevorstehenden Landtagswahlen, wie er der Kleinen Zeitung verrät. Ein Ergebnis von mehr als drei Prozent zeigen dort aktuell die ersten Hochrechnungen. Die steirische KPÖ sei Vorbild für viele andere Gruppen in der Partei, so Schweiger. Das Erfolgsgeheimnis: „Langjährige Vertrauensarbeit“, die KPÖ hat gezeigt, dass sie eine verlässliche Partei sei. Auch bundesweit werde man sich in den Wahlkampf in der Steiermark einbringen. „Wir hoffen auf ein gutes Ergebnis.“