Er kämpfte gegen seine Tränen, er stockte immer wieder, als er auf die Frage des ORF-Reporters, wie es ihm gehe, antwortete. Ein schon etwas älterer Gemüsebauer aus Niederösterreich, in einem Notquartier stehend, der diese Woche erzählte, alles verloren zu haben.

Einer von Tausenden, dessen Elend ihm ins Gesicht geschrieben war. Einer von Tausenden, die möglicherweise 20 Prozent des erlittenen Schadens ersetzt bekommen werden. Einer von Tausenden, die ihr Leben lang gearbeitet haben, um heute vor den Trümmern ihrer Existenz zu stehen.

Was sich dieser Bauer und andere Opfer der Hochwasserkatastrophe wünschen würden? Mit Sicherheit fragen sie sich, warum der Staat bei Naturkatastrophen angesichts des unverschuldeten Elends nicht längst den Vorschlag der Versicherungen für eine Naturkatastrophen-Pflichtversicherung für alle Haus- und Wohnungseigentümer umgesetzt hat. Eine Pflichtversicherung, die je nach Ausgestaltung rund 30 bis 40 Euro im Monat kosten würde und bis zu einigen Milliarden die Schäden nahezu zur Gänze decken könnte.

Ja, diese solidarische Pflichtversicherung gibt es bis heute nicht. Dafür vieles andere. Was sich dieser Gemüsebauer denkt, wenn die Grünen nun stolz verkünden, dass künftig alle Radfahrer vom Burgenland bis nach Vorarlberg für die Reparatur ihrer Räder staatliche Unterstützung erhalten werden? Oder jene Frau, deren Garten einen Meter unter Wasser stand, deren Keller zweimal von der Feuerwehr ausgepumpt wurde. Alleinstehend, 86 Jahre, Pflegestufe 3, bescheidene Pension, voraussichtlich 20 Prozent Unterstützung aus dem Katastrophenfonds. Was sie sich denkt, wenn der Staat sich gleichzeitig seinen radfahrenden Bürgerinnen und Bürgern als Allzeit-Dienstleister präsentiert, Zahnärzten, Lehrern, Tischlern, Informatikern Unterstützung für die Reparaturen ihrer Räder zukommen lässt, während gleichzeitig 86-Jährige nicht mehr wissen, wie sie die Kosten für die Trockenlegung ihrer Häuser stemmen können?

Ob da Äpfel mit Birnen verglichen werden? Nein, da geht es nur um die einfache Grundsatzfrage, welche Aufgaben ein Staat übernehmen sollte – und welche nicht.