In den von Unwettern und Hochwasser betroffenen Gebieten, insbesondere im Osten Österreichs, zeichnet sich mittlerweile Entspannung ab, der anhaltende Regen endete am Dienstag. Bis zum kommenden Wochenende sind keine großflächigen und erheblichen Regenmengen mehr vorhergesagt. Seit vergangenem Donnerstag fiel im Osten Österreichs allerdings sechsmal so viel Regen wie in einem durchschnittlichen September.
Wegen des extremen Wetters war der Leiter der Abteilung für Klimaforschung bei der GeoSphere Austria, Marc Olefs, am Mittwochabend in der ZiB 2 zu Gast. „Wir haben extreme Regenmengen bei über 400 Litern pro Quadratmeter, das ist ungefähr das Sechsfache einer durchschnittlichen Septembermonatssumme“, so der Experte. „Auswertungen haben gezeigt, dass diese Werte sogar flächendeckend 25 bis 100 Prozent über den vergangenen extremen Fünftagessummen in diesem Gebiet liegen.“ Auch langfristig hätten extreme Mehrtagesniederschläge in Niederösterreich, Oberösterreich und Wien um bis zu 20 Prozent zugenommen. Das Unwetter stehe also klar in Zusammenhang mit der Erderhitzung und dem menschengemachten Klimawandel.
Durch die langfristige Klimaerwärmung würden extreme Ereignisse häufiger vorkommen: „Was früher vielleicht ein 1000-jährliches Hochwasser war, ist in Zukunft vielleicht ein 900-jährliches.“ Die Nutzung fossiler Energieträger stehe in einem ganz klaren Zusammenhang mit der Häufung von Wetterextremen. Wie viel von den aktuellen Unwettern „Wetter“ und wie viel „Klima“ sei, lasse sich mithilfe von Zuordnungsstudien feststellen. Dabei werde eine Welt ohne und mit menschengemachtem Klimawandel verglichen, beispielsweise am Fall der Ahrtal-Katastrophe im Jahr 2021.
Pro Tag werden zwölf Hektar an Boden versiegelt
Punktuell hätte man sich besser auf derartige Wetterextreme vorbereiten können. Dies hätte sich unter anderem beim Wienfluss gezeigt: „Die Rückhaltebecken im Bereich Auhof, die waren randvoll. Für eine gewisse Zeit lang sind die Niederschlagsmengen sozusagen ungebremst in die Donau hineingeflossen“, sagt Olefs. Die Dimensionierung unserer Schutzmechanismen – also die Größe von Rückhaltebecken oder Schutzbauwerken – müsse überdacht werden.
Pro Tag werden in Österreich im Schnitt zwölf Hektar an Boden versiegelt, dies entspreche etwa 16 Fußballfeldern. Diese versiegelten Flächen können im Fall solcher starken Niederschlagsereignisse das Wasser nur schlecht oder gar nicht aufnehmen. Der wachsende Bodenverbrauch müsse deutlich eingebremst werden, damit diese Schutzfunktion der Natur intakt bleibt.