In der ZiB2 von Dienstagabend befragte Moderator Armin Wolf Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu den Folgen des schweren Hochwassers. Dabei konfrontierte er sie mit der Kritik der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, wonach in Österreich immer noch zu viel Boden versiegelt, zu wenig renaturiert und Klimaschutz ganz generell zu wenig ernst genommen werde. Diese Kritik konterte Mikl-Leitner mit der Aussage, dass „94 Prozent der Landesfläche nicht verbaut“ seien. Stimmt das?

Generell gilt: Niederösterreich ist mit 19.180 km2 das
größte österreichische Bundesland. 11.616 km2 oder über 60 Prozent davon sind als Dauersiedlungsraum anzusehen. In den vergangenen 50 Jahren hat die Bevölkerung um fast 20 Prozent zugenommen, die Anzahl der Gebäude wurde in diesem Zeitraum allerdings sogar verdoppelt.

Versiegelt oder verbaut?

Laut Auskunft des Umweltbundesamts und des Monitors der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) sind 4,5 Prozent der Landesfläche Niederösterreichs versiegelt. Insgesamt beträgt die Flächeninanspruchnahme im Land unter der Enns 8,5 Prozent (das sind jene Flächen, die Land- und Forstwirtschaft sowie der natürlichen Nutzung nicht zur Verfügung stehen), beim Dauersiedlungsraum 14 Prozent. Pro Einwohner werden in Niederösterreich demnach 960 qm2 in Anspruch genommen, im bundesweiten Durchschnitt sind es 629 qm2.

Fazit: Mikl-Leitner spricht von „verbaut“, die Kategorien der offiziellen Daten sprechen dagegen entweder von „versiegelt“ beziehungsweise von „durch menschliche Eingriffe verändert oder bebaut“. Sollte die Landeshauptfrau versiegelt gemeint haben, hat sie die Fläche sogar überschätzt: statt 94 sind nämlich sogar 95,5 Prozent unversiegelt. Sollte sie die gesamthaft nicht in Anspruch genommene Fläche gemeint haben, wären es dagegen nur 91,5 Prozent.