Das Hochwasser in Niederösterreich hat zwei weitere Todesopfer gefordert. Nach Angaben von Polizeisprecher Johann Baumschlager vom Montag starben ein 70- und ein 80-Jähriger in ihren Wohnhäusern. Bereits am Sonntag war der Tod eines Feuerwehrmannes im Einsatz in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) bekannt geworden.
Baumschlager berichtete vom Tod eines 70-Jährigen in Untergrafendorf in der Gemeinde Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten-Land) und eines 80-Jährigen in Höbersdorf in der Marktgemeinde Sierndorf (Bezirk Korneuburg). Beide Männer seien im Inneren von Wohnobjekten den Wassermassen zum Opfer gefallen.
Niederösterreich sei „weiter im Krisenmodus“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Montagvormittag nach einer weiteren Lagebesprechung in Tulln. Sie wies darauf hin, dass neuerlich starke Regenfälle prognostiziert seien. Die Situation sei „sehr angespannt, sehr kritisch“. An die Bevölkerung richtete die Landeshauptfrau den Aufruf, von nicht notwendigen Fahrten Abstand zu nehmen, um sich einerseits nicht selbst zu gefährden und andererseits die Sicherheitskräfte nicht zu behindern. „Es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch.“
Hochwasserführende Flüsse nach wie vor gefährlich
Die Polizei hatte bereits zuvor „aus gegebenem Anlass“ dringend appelliert, bestehende Fahrverbote und Absperrungen im Zusammenhang mit der Hochwassersituation in ganz Niederösterreich „zu beachten und nicht mit Fahrzeugen in gesperrte Gefahrenbereiche einzufahren“. Den Anweisungen der Einsatzkräfte sei „unbedingt Folge zu leisten“. Nicht zuletzt wies die Landespolizeidirektion Niederösterreich explizit darauf hin, „dass die hochwasserführenden Flüsse nach wie vor lebensgefährliche Bereiche darstellen“.
Die Einsatzkräfte würden Übermenschliches leisten, sagte Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP). Es gebe zwölf Dammbrüche im Land, die Dammwachen würden verstärkt. Bis zu weitere 80 Liter Regen pro Quadratmeter könnten punktuell bis Dienstagfrüh fallen, die Böden seien indes völlig gesättigt. 13 Gemeinden waren Montagvormittag nicht erreichbar, 1.800 Objekte sind evakuiert worden. Viele Betroffene seien bei Verwandten untergekommen. 170 Menschen hätten organisierte Unterkünfte benötigt.
Verkehrsbehinderungen, aber „keine massiven Staus“
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bezeichnete u.a. den Bereich des Sportzentrums NÖ in St. Pölten als einen weiteren Einsatz-Hotspot neben Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems-Land). Black Hawks-Hubschrauber sollten weiter „Big Packs“ abwerfen. Es gebe Tausende Objekte, die leergepumpt werden müssten. In den Regionen, in denen das Wasser zurückgehe, werde man die Arbeiten aufnehmen. In einigen Bezirken könne man auch schon gemeinsam mit dem Bundesheer mit den Aufräumarbeiten beginnen. Fast 800 Menschen seien u.a. mit Hubschraubern gerettet worden.
In den Morgenstunden gab es Behinderungen und Verzögerungen, aber „keine massiven Staus“, berichtete ein ÖAMTC-Sprecher. Die Südautobahn (A2) war seit der Früh wieder befahrbar. Weiterhin unpassierbar blieben mehrere Auf- und Abfahrten von Autobahnen und Schnellstraßen sowie zahlreiche Bundes- und Landesstraßen. Probleme gab es auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Weststrecke der Bahn zwischen St. Valentin und Wien blieb gesperrt.
Entwarnung für die Stadt Krems
Aus dem Stausee Ottenstein, wo am Sonntagnachmittag die Hochwasserklappen der Staumauer abgesenkt worden waren, wurde der kontrollierte Ablauf von zunächst 130 Kubikmetern Wasser pro Sekunde „in Abstimmung mit der Behörde“ auf etwa 250 erhöht, teilte EVN-Sprecher Stefan Zach Montagfrüh mit. In den Nachtstunden seien bei einem Zufluss von bis zu 330 Kubikmetern pro Sekunde weitere 2,5 Millionen Kubikmeter eingespeichert worden. Das freie Volumen in dem Waldviertler Stausee bezifferte Zach mit vorerst sechs Millionen Kubikmeter. Am Freitag seien es noch 32 Millionen gewesen.
Für die Stadt Krems wurde am Montag Entwarnung gegeben und die Aufräumarbeiten begannen. Am Vormittag wurde aufgrund sinkender Wasserstände der Donau und der Krems der Zivilschutzalarm aufgehoben. „Im Laufe des Tages werden die Pegel zwar wieder steigen, Hochwassergefahr besteht aber nicht mehr“, teilte der Magistrat mit.
Indes setzte sich eine Hilfswelle für die Hochwasser-Geschädigten in Gang. Seitens der Hypo NOE Landesbank werden 100.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Die Arbeiterkammer Niederösterreich verwies in einer Aussendung auf ihre Katastrophenhilfe. Betroffene Mitglieder erhalten bis zu 1000 Euro zur Unterstützung der Beseitigung von Schäden an Häusern und Wohnungen.