Angesichts der Kontroversen rund um das Lueger-Denkmal verhält sich die Wiener Stadtregierung vorsichtig, was das seit Jahren versprochene Denkmal für den polnischen König Jan III. Sobieski am Kahlenberg betrifft. Man wolle die Erkenntnisse aus der Diskussion rund um das Lueger-Denkmal nutzen, teilte eine Sprecherin der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) der APA auf Anfrage mit. Den Vorwurf der FPÖ, es handle sich um „Ausreden“, wies die Sprecherin zurück.

Sobieski gilt als Befreier Wiens, nachdem er am 12. September 1683 am Wiener Hausberg die osmanischen Truppen geschlagen und damit die zweite Belagerung der Donaumetropole beendet hatte. Zum Jahrestag finden am Kahlenberg alljährlich Gedenkfeiern statt, zu denen auch viele Polen anreisen. Auf polnischen Wunsch soll am Kahlenberg auch ein Denkmal für Sobieski errichtet werden. Ein Sockel wurde im Jahr 2013 gelegt. Fünf Jahre später scheiterte die Aufstellung eines bereits fertigen Denkmals am Nein der Denkmalkommission im Wiener Rathaus. Das acht Meter lange und drei Tonnen schwere Denkmal soll einen „türkenfeindlichen Unterton“ gehabt haben, hieß es in polnischen Medienberichten. In der Folge wurde das Werk des Bildhauers Piotr Zapart in Krakau öffentlich aufgestellt.

„Kontraproduktiv“

„Die Darstellung des ausgeführten Denkmals von Piotr Zapart bietet durchaus Angriffsfläche für Kontroversen“, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Büro der Wiener Stadträtin. „Daher ging es tatsächlich darum, die Erkenntnisse aus der Diskussion rund um das umstrittene Denkmal Karl Luegers abzuwarten und für künftige Formen des Erinnerns von historischen Persönlichkeiten fruchtbar zu machen.“

Kaup-Hasler hatte zuvor in einer Anfragebeantwortung an die FPÖ im Wiener Gemeinderat darauf verwiesen, dass eine Umsetzung des Sobieski-Denkmals vor Abschluss des „beispielgebenden“ Prozesses zum Lueger-Denkmal und „ohne breiten Konsens nicht wünschenswert und auch kontraproduktiv“ sei. „Sobald der Prozess der Denkmalkontextualisierung Luegers abgeschlossen ist, wenden wir uns dem nächsten erinnerungspolitischen Projekt zu und erarbeiten gemeinsam mit allen Stakeholdern einen Lösungsweg für eine zeitgemäße Form der Erinnerung“, versprach die SPÖ-Politikerin.

FPÖ empört

Die FPÖ äußerte sich in einer Aussendung empört und warf Kaup-Hasler vor, „alles an absurden Ausreden“ angeboten zu haben. „Es ist offenkundig, dass sich die SPÖ gegen die Errichtung wehrt, weil sie fürchtet, sich in bestimmten zugewanderten Wählergruppen damit unbeliebt zu machen“, sagte der freiheitliche Kultursprecher Stefan Berger mit Blick auf die türkische Community. Der Döblinger FPÖ-Obmann Klemens Resch kündigte indes an, kommenden Donnerstag in der Bezirksvertretung des ÖVP-regierten Gemeindebezirks einen Antrag auf die Errichtung des Denkmals einbringen zu wollen.

Die Stadt Wien unterstreicht indes ihre Gesprächsbereitschaft. Kaup-Haslers Sprecherin betonte, die Stadt Wien sei „im steten Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern aus Polen, die die Initiative für die Aufstellung des Denkmals ergriffen haben“. Die diesbezüglichen Abstimmungen konnten aber bisher „noch nicht finalisiert werden“. Der Grund, auf dem das Denkmal errichtet werden soll, wird laut der Sprecherin von den Wiener Stadtgärten (MA42) verwaltet. Die Inschriftenplatte sei von der Stadt Wien in Auftrag gegeben worden.