Ein 88-Jähriger hat am Donnerstag gegen 13.15 Uhr seine seit Juli in der Wiener Klinik Favoriten stationär aufgenommene 86-jährige Ehefrau erschossen und dann die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen, der Mann, der in kritischem Zustand angefunden wurde, erlag seinen Verletzungen nur ein paar Stunden darauf.

Eine Spitalsmitarbeiterin hatte den Knall, der sich dann als Schuss herausstellte, aus einem Patientenzimmer auf der Neurologie gehört. Sie fand dort die 86-Jährige „mit offensichtlichen Verletzungen im Bett liegend“, berichtete Schuster. „Sie rannte sofort aus dem Zimmer, um die Rettungskette in Gang zu setzen. In diesem Moment war ein weiterer Knall aus dem Raum wahrzunehmen.“

88-Jähriger lag schwerverletzt neben seiner Frau

Der 88-jährige Ehemann, ein österreichischer Staatsbürger, wurde daraufhin schwer verletzt neben der toten 86-Jährigen aufgefunden. „Eine Schusswaffe wurde im Zimmer aufgefunden und sichergestellt“, sagte der Polizeisprecher. Andere Personen seien nicht gefährdet gewesen, Medienberichte, wonach andere Patienten Zeugen des Vorfalls geworden seien, wurden seitens der Polizei nicht bestätigt. Das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Süd, führt die weiteren Ermittlungen.

Laut einer Sprecherin der Klinik Favoriten konnte der Krankenhaus-Betrieb trotz des Vorfalls weitgehend aufrecht erhalten werden, lediglich eine Rettungszufahrtssperre war für die Neurologie noch bis 18.00 Uhr aufrecht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden umgehend darüber informiert, dass keine Gefahr mehr herrsche. Sie erhielten auch eine Betreuung durch ein Kriseninterventionsteam und durch andere Pflegekräfte.

Klinik Favorit bereits in der Vergangenheit Schauplatz

Im Jahr 2019 war die Klinik Favoriten schon einmal Tatort, damals stach ein Patient einen Arzt in der Herzambulanz nieder. Der 33-Jährige, der in der voll besetzten Ambulanz auf den 64-jährigen Oberarzt gewartet hatte, fügte ihm zunächst lebensgefährliche Verletzungen zu. Die offenbar durch Wahnvorstellungen ausgelöste Tat, die der Kardiologe glücklicherweise überlebte, zog eine Diskussion über eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen in Spitälern nach sich, sagte Markus Pederiva, Sprecher des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGeV), auf APA-Anfrage.

„Wir haben offene Spitäler“, betonte Pederiva. Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher könnten sich frei bewegen, „ohne Taschenkontrollen und Ähnliches beim Eingang, und das ist auch bewusst so“, betonte er. Bei mehr als drei Millionen Patientenkontakten pro Jahr seien Sicherheitsmaßnahmen wie etwa auf Flughäfen „nicht realistisch“ umzusetzen. Im aktuellen tragischen Fall „hatte ein Mann einen Plan und hat ihn umgesetzt. Ich wüsste nicht, wie man so etwas verhindern könnte“, meinte der Sprecher.