Nach der Absage der Konzerte des US-Megastars Taylor Swift herrscht große Enttäuschung unter den Fans. Immerhin die Ticketkosten werden zurückerstattet, auf anderen Kosten, etwa für die Anreise oder das Hotel vor Ort, bleiben die sogenannten Swifties aber sitzen, sofern sie nicht als Paket direkt in Verbindung mit dem Konzertticket gekauft wurden. Der Veranstalter hat bereits angekündigt, dass die Rückvergütung der Tickets innerhalb der nächsten zehn Tage automatisch erfolgt.
Update: ÖBB erstatten doch Kosten für Zugtickets (siehe weiter unten)
Im konkreten Fall ist die Ursache für die Absage laut Verein für Konsumentenschutzinformation (VKI) ein sogenanntes „Ereignis höherer Gewalt“, das nicht aus der Sphäre der Konsumentinnen und Konsumenten stammt, das Risiko dafür trage deshalb der Veranstalter bzw. der Verkäufer des Tickets. Ticketbesitzerinnen und -besitzer haben demnach Anspruch auf die unverzügliche Rückerstattung der Kosten, spätestens innerhalb von 14 Tagen. Die Rückzahlung erfolgt dabei grundsätzlich auf das Zahlungsmittel, das auch beim Kauf genutzt wurde. Für den Fall, dass sich die Kontodaten seit dem Kauf geändert haben, empfiehlt der VKI, dem Veranstalter/Verkäufer die neuen Kontodaten bekanntzugeben.
Verkäufe unter Privatpersonen
Die Pflicht der Rückerstattung gelte auch dann, wenn das Ticket unter Privatpersonen weiterverkauft wurde, sofern nicht anders vereinbart. „Auch hier gibt es - in der Kette - jeweils Ansprüche auf Rückzahlung gegen den unmittelbaren Vertragspartner“, also den Verkäufer, hielt VKI-Expertin Petra Leupold gegenüber der APA schriftlich fest. Wenn das Ticket verschenkt wurde, hat grundsätzlich ebenfalls der Käufer Anspruch auf Rückerstattung durch den Veranstalter bzw. Verkäufer. Der Anspruch auf Rückerstattung kann aber auch an die Beschenkte abgetreten werden .Beim Kauf über ein Kartenbüro rät der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer (AK) ebenfalls, dieses direkt zu kontaktieren.
Kosten für Anreise und Unterkünfte
Auf zusätzlichen Kosten, etwa für die Anreise nach Wien oder eine Hotelbuchung, könnten Swift-Fans jedoch in der Regel sitzen bleiben, sofern sie nicht als Paket direkt in Verbindung mit dem Konzertticket gebucht wurden. Diese Verträge seien separat geschlossen worden und somit nicht von der Absage des Konzerts betroffen, weil der Konzertbesuch nicht Vertragsinhalt war. Welche Kosten bei einer allfälligen Stornierung anfallen, ergibt sich grundsätzlich aus den Buchungsunterlagen. Ob die Anreise kostengünstig storniert oder umgebucht werden kann bzw. welche Kosten dafür anfallen, ergibt sich aus den Geschäftsbedingungen. Im schlimmsten Fall erhalten Konsumentinnen und Konsumenten bei Nichtantritt der Reise nach Wien keine Erstattung. Diese Kosten müssen auch nicht vom Konzertveranstalter getragen werden, weil auch ihn im konkreten Fall kein Verschulden an der Absage des Konzerts trifft.
ÖBB erstatten doch Kosten für Zugtickets
Nicht nur die Westbahn, auch die staatlichen ÖBB rückerstatten nach der Absage der Konzertreihe von Taylor Swift wegen Terrorgefahr Kosten für Zugtickets. Die Bundesbahn erstatte aus Kulanzgründen die Kosten für Tickets (inkl. Stornogebühren), die für die An- und Rückreise zu den Taylor-Swift-Konzerten in Wien (mit Geltungsdauer 08.-11.08.2024) direkt bei den ÖBB gekauft und noch nicht in Anspruch genommen wurden, änderten die ÖBB ihr ursprüngliches Nein zur Erstattung.
ÖBB Tickets, die digital erworben wurden und noch innerhalb der üblichen Stornofrist liegen, können (Nicht-)Reisende selbst direkt online stornieren. Jene ÖBB Tickets, bei denen die Stornofrist bereits überschritten ist (inkl. zuggebundener Sparschiene-Tickets), können ausschließlich an den Ticketschaltern in den ÖBB Reisezentren retourniert werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Tickets noch nicht in Anspruch genommen wurden sowie der Vorweis eines Konzerttickets bzw. einer Buchungsbestätigung, teilten die ÖBB Donnerstagnachmittag mit. Am Vormittag hatte es noch geheißen, eine Rückerstattung sei nicht möglich, da man nicht wisse, wer Tickets tatsächlich für den Besuch eines Konzerts des US-Megastars gekauft habe.
Auch die mehrheitlich private Westbahn kommt den Besucherinnen und Besuchern der abgesagten Taylor Swift-Konzerte teilweise entgegen: Wer von der Information Mittwoch spätabends überrascht wurde und daher seine Westbahn-Tickets für die heutige Anreise kurzfristig nicht mehr stornieren konnte, bekomme aus Kulanzgründen eine 100-prozentige Refundierung (inkl. Stornogebühren). „Dazu müssen Sie sich per E-Mail an unser Team unter meinenachricht@westbahn.at inkl. Ticketnummer wenden“, so die Westbahn. Das gilt aber nur für Zugtickets am Donnerstag. Von Freitag bis Sonntag fallen bei der Westbahn die normalen Stornogebühren, wie auf der Website der Westbahn angeführt, an. Man sei bemüht rasch zu reagieren, bitte aber um Geduld, dass dies ein wenig Zeit in Anspruch nehmen werde, hieß es von der Westbahn in einer Aussendung.
Schadenersatzansprüche könnten Konsumentinnen und Konsumenten grundsätzlich gegen die mutmaßlichen Täter begründen, „die Durchsetzbarkeit von Ansprüchen ist aber freilich fraglich“, so die VKI-Expertin.
Kulant: Westbahn refundiert Zugtickets
Die Westbahn refundiert aus Kulanzgründen Zugtickets für An- und Abreisen von und nach Wien zwischen 9. und 11. August. Bei den ÖBB gibt es keine solche Lösung. Das sei nicht möglich, da nicht nachvollziehbar sei, wer Zugtickets tatsächlich zur Konzert-Anreise gekauft hat, hieß es auf APA-Anfrage.
Pakete können kostenlos storniert werden
Anders schaut es aus, wenn Hotel und/oder Anreise als Package gemeinsam mit dem Konzertticket gebucht wurden: „Wurde das Ticket bei einem Veranstalter im Gesamtpaket gemeinsam mit einer anderen Leistung wie Anreise und/oder Hotel gebucht, kann die Reise kostenlos storniert werden, weil die Absage des Konzerts eine Änderung der wesentlichen Eigenschaften der Reiseleistung begründet“, so die VKI-Expertin. In diesem Fall habe der Reiseveranstalter Konsumentinnen und Konsumenten sämtliche Kosten zu erstatten. Die Arbeiterkammer Oberösterreich und der VKI empfehlen Betroffenen, sich rasch mit dem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen, die Reise unter Verweis auf die Absage des Konzerts zu stornieren und die Rückzahlung des kompletten Reisepreises einzufordern.
Kommt der Konzert- oder Reiseveranstalter der Rückzahlungsverpflichtung nicht nach, können sich Betroffene an den VKI oder die Arbeiterkammer wenden.