Im Zusammenhang mit der in der Bundeshauptstadt schwelenden, teils mit Stich- und Schusswaffen ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen jungen Männern mit tschetschenischen Wurzeln auf der einen und syrischer bzw. afghanischer Abstammung auf der anderen Seite, hat es nun zwei weitere Festnahmen gegeben. Es handelt sich um zwei Syrer im Alter von 19 und 34, wie zunächst die „Kronen Zeitung“ berichtete. Die Staatsanwaltschaft hat bereits die Verhängung der U-Haft beantragt.

„Entsprechende Anträge wurden beim Landesgericht eingebracht“, teilte Behördensprecherin Nina Bussek Freitagmittag auf APA-Anfrage mit. Den beiden Männern, die vom Landeskriminalamt Wien und dem Bundeskriminalamt ausgeforscht wurden, wird versuchter Mord, Raufhandel und Nötigung vorgeworfen. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hat hinsichtlich der zwei Syrer bereits ein Verfahren zur Aberkennung ihres Schutzstatus eingeleitet.

„Wild-West-Szenen“ im Anton-Kummerer-Park

Die zwei sollen an den Wild-West-Szenen beteiligt gewesen sein, die sich in der Nacht auf den 6. Juli im Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau abgespielt haben. Junge Männer aus Syrien und Tschetschenen versammelten sich dort und gingen mit Holzlatten, Pfeffersprays, Messern und Schusswaffen aufeinander los, drei Personen wurden verletzt. Sie mussten von Rettungskräften ins Spital gebracht werden.

Ein 29-jährige Tschetschene, der in seinem BMW mehrere Landsmänner an den Tatort gebracht haben soll, befindet sich bereits seit knapp zwei Wochen in U-Haft. Gegen ihn wird wegen Beteiligung am versuchten Mord ermittelt. Bisher konnten ungeachtet aller Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden keine weiteren Tschetschenen festgenommen werden, obwohl es - wie aus Ermittlerkreisen zu hören ist - konkrete Hinweise auf Verdächtige geben soll. Der inhaftierte 29-Jährige erweist sich allerdings als „Steher“: er hat dem Vernehmen nach bisher keine Angaben gemacht, die auf die Spur seiner Fahrgäste und mutmaßlichen Mittäter geführt haben.

Zwei Syrer an der weiteren Gewaltspirale beteiligt?

Dagegen konnten auf der Gegenseite zwei Tatverdächtige dingfest gemacht werden. Offen ist, ob die zwei Syrer an der weiteren Gewaltspirale beteiligt waren, die sich nach dem Geschehen im Anton-Kummerer-Park in Gang gesetzt hatte. In der darauf folgenden Nacht hatte es in der Brigittenau eine weitere Schlägerei zwischen den verfeindeten Gruppierungen gegeben, in der übernächsten Nacht wurden dann am Bahnhof Meidling vier Männer niedergestochen bzw. -geschlagen und schwer verletzt.

Motiv der Feindseligkeiten sollen angebliche Ehrverletzungen, behauptete Belästigungen von Frauen und Racheakte für vergangene Vorfälle sein. Zündstoff soll vor allem ein am 3. Juni im Arthaberpark angeblich von Syrern niedergestochener und lebensgefährlich verletzter Tschetschene gewesen sein, wobei der 30-Jährige mittlerweile wieder genesen ist und unlängst dem TV-Sender „Puls24“ ein TV-Interview gegeben hat.

Gruppierungen seien „eher lose zusammengewürfelt“

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) kündigte indes am Freitag an, in diesem gewalttätigen ethnischen Konflikt würden die Ermittlungen „mit Hochdruck“ fortgesetzt, „um weitere Straftäter auszuforschen und festzusetzen“. Dieter Csefan, der Leiter der neu geschaffenen Einsatzgruppe gegen Jugendkriminalität (EJK) im Bundeskriminalamt, sagte im „Ö1 Morgenjournal“, man habe in Wien „ethnische Konflikte im öffentlichen Raum, in Parkanlagen“. Arabischstämmige Männer und Tschetschenen würden sich „verabreden und aufeinander losgehen“. Die Gruppierungen seien „eher lose zusammengewürfelt“, wobei man bei den Tschetschenen „mehr von Bandengruppierungen“ sprechen könne. Die Syrer, die sich unter dem Namen 505 titulieren, würden sich über Messenger-Kanäle mobilisieren und könnten „innerhalb kürzester Zeit 20 bis 30 Leute zusammentrommeln“, sagte Csefan.

Uniformierte Kräfte seien täglich im Einsatz, um dieser Form der Kriminalität Herr zu werden, versicherte Csefan. Man habe auch gesehen, dass Waffenverbotszonen - etwa jene um den Reumannplatz und den Keplerplatz in Favoriten - wirken. Die gewaltbereiten jungen Männer würden jedoch ihre Strategien anpassen - etwa, indem Waffen nicht mehr mitgeführt, sondern Messer an bzw. in Mistkübel geklebt und Schlagstöcke in Papiercontainern versteckt werden: „Wenn es dann zu einer Auseinandersetzung kommt, sind die (Waffen, Anm.) dann vor Ort verfügbar.“

„Die Polizei kann dieses Problem nicht allein lösen“, betonte der EJK-Leiter: „Am Wichtigsten ist es, dass diese Jugendlichen einen strukturierten Tagesablauf haben.“ Die Forderung nach mehr Polizei sei „sicher der falsche Weg, um die Jugendkriminalität zu senken“, meinte Csefan.