Die Verzweiflung sei groß gewesen. Familien mit Kindern hätten sich mit Handtüchern in die Ecke des Flughafens zum Übernachten gelegt. Über die Service-Hotline habe man keine Hilfe bekommen. So die Schilderungen einer 35-jährigen Burgenländerin, die mit 200 weiteren Fluggästen letzten Samstag in Nizza gestrandet ist. „Das war menschlich nicht in Ordnung“, kritisiert die Frau gegenüber der Kleinen Zeitung.

Eigentlich hätte der Flug der Austrian Airlines (AUA) um 21.30 Uhr in Nizza abheben sollen. Doch um 16.30 Uhr kam die SMS: Der Flug wurde storniert. Als die betroffene Burgenländerin – sie war mit ihrem Mann auf Urlaub – die angegeben Service-Hotline wählte, sagte man ihr aber, dass der Flug stattfinden würde, sie solle zum Flughafen fahren. Dort hatten sich schon jede Menge verwirrte Fluggäste versammelt. Sie trafen auf ein „ahnungsloses, französisches“ Bodenpersonal. „Die haben mir wirklich leidgetan, sie wussten von nichts“, schildert die Burgenländerin. Sie habe daraufhin wieder die Service-Hotline gewählt, nach einer Stunde habe sie jemanden in der anderen Leitung gehabt. Der nächste Flug nach Wien gehe am Montag über Düsseldorf. „Wobei man mir nicht sagen konnte, ob es von Düsseldorf eine Weiterverbindung geben würde“, erinnert sich die Burgenländerin. Für sie sei gleich klar gewesen, dass der spätere Flug keine Option für sie und ihren Mann sei. „Ich hab nur gedacht: Ich will heim zu meinen Kindern.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mutter der betroffenen Frau auf die Kinder (sechs und neun Jahre) aufgepasst.

20-Stunden-Flixbus-Fahrt

In Sachen Hotelzimmer, hätte man vonseiten der AUA die Auskunft bekommen, dass man sich ein Drei-Sterne-Hotel suchen könne. „Aber an dem Wochenende war die Tour de France und es gab nirgends Zimmer“, sagt die Burgenländerin. Sie und ihr Mann haben also mit vielen der anderen Fluggäste am Flughafen übernachtet. Zu essen habe es nichts gegeben, die Snack-Automaten seien schnell leer gewesen. „Es war einfach eine Katastrophe.“ Viele Reisende hätten sich dann selbst den Rückweg organisiert. Die Burgenländerin und ihr Mann sind schließlich von Sonntagfrüh bis Montagfrüh 20 Stunden im Flixbus nach Wien unterwegs gewesen. Auf der Fahrt habe die Frau mehrmals mit der AUA telefonieren müssen, damit das Flugticket für den Montagsflug storniert wurde. Alles sei kompliziert gewesen. „Ich bin kein Mensch, der sich schnell aufregt, aber das war echt kein Umgang mit uns Reisenden“, sagt die betroffene Frau. Sie habe online Beschwerde eingereicht.

Von den AUA heißt es, dass der Flug aus „flugbetrieblichen Gründen annuliiert“ wurde, man bedauere die „entstandenen Unannehmlichkeiten“ und versuche diese grundsätzlich immer gering zu halten. Man führe derzeit aber täglich rund 400 Flugbewegungen durch. „Aufgrund der Komplexität des Flugsystems und der aktuellen Hochsaison (bei allen Airlines) in ganz Europa kann es im Einzelfall leider vorkommen, dass wegen fehlender, verfügbarer Kapazitäten nicht immer eine zeitnahe Flugalternative angeboten bzw. organisiert werden kann.“

Immer wieder Ausfälle

In letzter Zeit ist es immer wieder zu Chaos rund um Flugreisen gekommen. Auch die Klimaaktivisten sorgten für Aufregung an Flughäfen weltweit. Laut AUA seien es oftmals „externe Gründe“ und eine „Kombination aus mehreren Faktoren“, die zu Ausfällen oder Verspätungen führen. Zum Beispiel gab es Ende Juni oder zuletzt am 12. Juli über Ost- und Zentraleuropa Gewitterzellen, die den gesamten Flugverkehr in dieser Region stark beeinträchtigt haben. „Verspätungen und Anpassungen im Austrian Airlines Flugplan, die sich zum Teil auch noch auf die darauffolgenden Tage auswirken können, waren bzw. sind sodann die Folge“, heißt es. Am Dienstag sei auch ein Flug von/nach Catania ausgefallen, weil der Ätna wieder Lava spuckte. Auch wegen Streiks kann es zu Flugausfällen oder Verspätungen kommen. Die weltweiten IT-Probleme vor Kurzem hätten keine unmittelbaren Auswirkungen auf AUA-Flüge gehabt, sehr wohl seien aber Partnerunternehmen betroffen gewesen: „So mussten einzelne Flüge nach und von Berlin und Zürich gestrichen werden, weil entweder keine lokale Abfertigung möglich war oder die Luftverkehrskontrollstellen keine Anflüge erlaubten.“