Riesenandrang am Freitag wieder an den Stellen, wo es in Österreich Aufnahmetests für das Medizinstudium gibt. Allein vor der Stadthalle in Graz drängten sich ab 7 Uhr in der Früh rund 2000 Bewerber aus der Steiermark, aus Kärnten, aus Deutschland und anderen Orten vor dem Einlass. Von den 2603 angemeldeten Studienwerbern traten heute tatsächlich 2123 zum Test an, also 82 Prozent nutzen die Chance. Eine Anmeldung kostet übrigens 110 Euro; den Betrag erhält man nicht zurück, wenn man kneift.
Begrüßung durch Rektoren
Rektorin Andrea Kurz begrüßte um 9 Uhr die Bewerber; der Großteil sind Frauen (etwa 60 Prozent, in der Zahnmedizin ist der Frauenanteil noch deutlich größer). Sie selbst würde den Test wohl nicht schaffen, erklärte die Rektorin lachend. Sie sei nicht mit Multiple-Choice-Tests aufgewachsen. Tatsächlich besteht der Test aus Auswahlfragen, die dann maschinell ausgewertet werden. Der Test ist österreichweit einheitlich. 40 Prozent der Punkte stammen aus (naturwissenschaftlichen) Grundlagenfächern wie Physik, Biologie, Chemie, Mathematik, zehn Prozent fragen das Textverständnis ab, weitere 40 Prozent erkunden die kognitiven Fähigkeiten (Zahlenfolgen, Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen) und zehn Prozent beschäftigen sich mit den sozial-emotionalen Kompetenzen. Für den Antritt beim Test ist die Matura noch nicht Voraussetzung – das Maturazeugnis muss erst im Rahmen der Zulassung vorgelegt werden.
Bewerberzahlen sinken
15.158 Personen und damit etwas weniger als im Vorjahr hatten sich heuer für den Aufnahmetest für das Medizinstudium am Freitag (5. Juli) angemeldet. Wirklich erschienen sind dann österreichweit 11.904 Bewerber. Zu vergeben waren an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Medizin-Fakultät der Uni Linz insgesamt 1900 Studienplätze. Das sind um 50 mehr als im Vorjahr. Erstmals gibt es in einem größeren Umfang sogenannte „gewidmete“ Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse, insgesamt können es bis zu 85 werden.
Der Rekordwert an Anmeldungen wurde im Jahr 2021 verzeichnet: Damals bewarben sich rund 17.800 für einen Studienplatz. Im Jahr darauf waren es 15.800 und dann im Vorjahr 15.400. Erfahrungsgemäß erscheinen jeweils rund 80 Prozent der Angemeldeten auch tatsächlich zur achtstündigen schriftlichen Prüfung.
In Graz blieben heuer die Zahl der Bewerber ziemlich gleich im Verhältnis zum Vorjahr, erklärte der zuständige Vizerektor Erwin Petek. Die Zahl der Bewerber aus Deutschland sei zurückgegangen. Bekanntlich sind 75 Prozent der Studienplätze für Österreicher reserviert, 20 Prozent für EU-Ausländer und 5 Prozent für Bewerber aus Drittstaaten.
So ging es den Bewerbern kurz vor Start
Ausbau auf insgesamt 2000 Plätze
Die Rückgänge bei den Bewerbungen wurden in Wien und Linz registriert – in der Bundeshauptstadt haben sich heuer knapp 7400 Personen (2023: 7500) für den Aufnahmetest angemeldet, in der oberösterreichischen Landeshauptstadt rund 2000 (2023: 2100). In Innsbruck (3200) und Graz (2600) blieben die Zahlen praktisch konstant. Umgekehrt ist aufgrund eines Ausbauplans die Zahl der Studienplätze gegenüber dem Vorjahr um 50 gestiegen. In Wien sind insgesamt 772 Plätze (2023: 760) zu vergeben, in Innsbruck 420 (2023: 410), in Graz 388 (2023: 370) und in Linz 320 (2023: 310). Bis 2028 erfolgt in Zwei-Jahres-Schritten ein weiterer Ausbau auf dann insgesamt 2000 Plätze. Heuer kommen rein rechnerisch in Wien auf einen Studienplatz rund zehn Bewerber, in Innsbruck rund acht, in Graz rund sieben und in Linz rund sechs.
85 Studienplätze sind gewidmet
Heuer sind bis zu 85 der 1900 Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse für Bundesländer, die Österreichische Gesundheitskasse, das Innenministerium und das Verteidigungsministerium reserviert. In der Steiermark handelt es sich um 17 derartige Plätze – acht vom Land Steiermark, vier vom Land Kärnten, vier von der Kasse und ein Platz vom Innenministerium. Wer sich dafür bewerben wollte, musste einerseits an der regulären Anmeldung teilnehmen und sich bei der jeweiligen Institution für eine bestimmte Zeit verpflichten, eine gewisse Leistung zu erbringen, etwa als Kassen-, Spitals-, Militär- oder Amtsarzt.
Dafür reicht beim Test eine geringere Punktezahl. Die Bewerber müssen sich nicht unbedingt unter den besten Kandidaten der jeweiligen Uni platzieren, sondern „nur“ eine Leistung von 75 Prozent des Ergebnisses aller angetretenen Bewerber erreichen (und unter den besten Bewerbern innerhalb des jeweiligen Kontingents der gewidmeten Studienplätze sein). Dieses System gab es schon bisher – allerdings machte nur das Bundesheer davon (mit zehn Plätzen) Gebrauch. Nun greifen deutlich mehr Institutionen darauf zurück. Die (vorläufigen) Ergebnisse stehen Mitte August fest.
Österreich bildet deutlich mehr Mediziner aus als andere Staaten. Die Medizin-Unis sind daher beim Thema Ausbau der Studienplätze sehr zurückhaltend. Seit den 1990er-Jahren hat sich die Zahl der praktizierenden Ärzte in Österreich von 20.000 auf 51.000 erhöht.