Es ist der Albtraum aller Eltern. Ein offenes Fenster, ein schneller kleiner Schritt und es kommt zur Katastrophe. Allein im Jahr 2024 stürzten bereits neun Kinder aus Fenstern. Aus langjährigen Beobachtungen des auf Kindersicherheit spezialisierten Vereins „Große schützen Kleine“ lässt sich ablesen: Jeder sechste Sturz endet tödlich – wie der tragische Fall des 19 Monate alten Buben aus Schwechat, der vergangenen Samstag aus dem dritten Stock eines Mehrparteienhauses stürzte. Erst am Montag fiel ein Vierjähriger in Steyr-Land in Oberösterreich neun Meter in die Tiefe und wurde dabei lebensgefährlich verletzt.

Fallhöhe als überlebenswichtige Variable

Bei 46 Prozent der Fensterstürze öffneten die Kinder das Fenster selbst, bei 54 Prozent war das Fenster bereits geöffnet. „Der wirksamste Schutz ist ein verriegelter Griff, der von Kindern in der Regel weder in Kippstellung noch in ganz geschlossener Position geöffnet werden kann“, sagt daher Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins „Große schützen Kleine“.

Das Ausmaß der Verletzungen hängt – wenig überraschend – mit der Fallhöhe und der Beschaffenheit der Aufprallstelle zusammen. Die meisten Fensterstürze ereignen sich in Mehrparteienhäusern. Ab dem vierten Stock ziehen sich 80 Prozent der Kinder tödliche Verletzungen zu.

Dauerlüften nur mit gekipptem Fenster

Die betroffenen Kinder sind im Durchschnitt fünf Jahre alt. Das junge Alter in Kombination mit den Regeln der Physik mache die Situation noch gefährlicher, erklärt Holger Till, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz: „Ein Kleinkind hat im Verhältnis zu seinem Körpergewicht einen etwa doppelt so schweren Kopf wie ein Erwachsener. Rund 70 Prozent des Körpergewichts eines Kindes befinden sich oberhalb der Hüfte.“ Kinder stürzen daher leichter und landen in der Regel häufiger auf dem Kopf.

Gerade in der warmen Jahreszeit ist die Gefahr besonders groß. „Auch wenn Fensterstürze das ganze Jahr über passieren, stellen wir vor allem zwischen Mai und September eine Häufung fest“, sagt Spitzer. Trotz hoher Temperaturen sollte daher dauerhaft nur mit gekippten Fenstern gelüftet und das Kleinkind möglichst in einen anderen Raum gebracht werden, um das Risiko weiter zu minimieren.