Ein kurzer Wischer, ein schneller Reiz. Smartphones sind vom nützlichen Werkzeug in der Hosentasche längst für viele zum unverzichtbaren Wegbegleiter geworden. Für viele besorgte Eltern nimmt die Handynutzung ihrer Kinder oft suchtähnliche Züge an – ab wann muss man sich Sorgen machen?

Es geht ums Womit – nicht ums Wie lange

Laut einer Erhebung des Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien (Vsum) verbringen Jugendliche täglich rund drei Stunden und 33 Minuten am Handy. Zu verteufeln sei das per se nicht, meint etwa Markus Meschik, Erziehungs- und Bildungswissenschaftler sowie Experte bei der Fachstelle für digitale Spiele in Graz.

„Es geht immer darum, womit die Kinder ihre Zeit vor den Bildschirmen verbringen“, sagt Meschik im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Nicht jede Bildschirmnutzung ist gefährlich, nicht jede führt zur Sucht. Die Handynutzung von Jugendlichen würde oftmals überdramatisiert. „Wir messen hier oft mit zweierlei Maß – während Bildschirmzeit bei Erwachsenen oft als Arbeit oder Erholung wahrgenommen wird, wird sie bei Jugendlichen als Sucht verstanden“, sagt Meschik. Er meint: Man solle auch Kinder nach der Schule zugestehen, vor dem Bildschirm zu sein, um sich zu entspannen.

Handy- und Videospielsucht gebe es dennoch, auch wenn nur in kleinen Mengen. Erhebungen der Fachstelle für digitale Spiele gehen davon aus, dass rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung tatsächlich süchtig sind, bei Jugendlichen ist der Wert etwas höher.

Dass Eltern die Bildschirmzeit ihrer Kinder gerne besorgt wahrnehmen, ist keine Überraschung. „Oft fehlen die eigenen biografischen Erfahrungen, weil Handys und Videospiele in der eigenen Kindheit kein Bestandteil waren, fehlt der Vergleich“, sagt Meschik. Er meint, aber, dass wichtiger als eine Reduktion von Bildschirmzeiten das Finden und Aufrechterhalten von Interessen und Hobbys ist, die Freude bringen – unabhängig von der Zeit, die mit Smartphone und Ähnlichem verbracht wird.

Wer selbst mit seiner Bildschirmzeit unzufrieden ist und das Handy mehr in der Hosentasche lassen will, kann sich einfacher Tricks bedienen. Oft reicht es schon, Apps von sozialen Netzwerken, wie Instagram, Twitter oder Facebook, zu deinstallieren. Wer erstmal über den Browser auf die gewünschte Seite zugreifen muss, verliert schnell die Geduld und greift leichter zu alternativen Ablenkungen.

In meisten Fällen ist damit schon ein großer Schritt getan. Denn: „Das Handy ist oftmals unser liebstes Ablenkungs- und Ausweichwerkzeug: Ist uns langweilig, schauen wir auf das Handy, wollen wir etwas wissen, schauen wir auf das Handy, wollen wir Wartezeit überbrücken, schauen wir auf das Handy“.