Der verpflichtenden Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) war kein langes Leben beschieden. „Gesellschaftliche Änderungen bedingen auch Weiterentwicklungen im Schulsystem“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerrat. Nach rund zehn Jahren wird die VWA ab dem kommenden Schuljahr durch eine „Abschließende Arbeit“ ersetzt.
Hintergrund des eiligen Beschlusses der türkis-grünen Bundesregierung war das Aufkommen der Alltagsanwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI), das die mehrseitige Arbeit de facto unüberprüfbar gemacht hatte. Polaschek beauftragte einen Expertenrat, auf dessen Bericht die Änderungen fußen.
Wie früher die Fachbereichsarbeit wird die neue „Abschließende Arbeit“ zur Matura in Gymnasien vorerst nicht verpflichtend sein, sondern erspart ein Matura-Fach. Das soll sich nach 2029 ändern. Die Textarbeit wird nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern das „Produkt eines forschenden, gestalterischen oder künstlerischen Prozesses“ sein. Beispielhaft zählten Polaschek und Grünen-Klubchefin Sigrid Maurer ein Multimediaprodukt, eine Videoreportage, einen Podcast sowie „eine Performance“ auf.
Kann man sich die Matura künftig teilweise ertanzen? Im konkreten Fall werde stets die Lehrkraft entscheiden, sagte Polaschek, der aber auf die „aufwendigen Projekte“ von Studenten und Studentinnen an Kunst-Universitäten verwies. Wichtig ist der Regierung, dass sich die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin mit einem Thema intensiv und tiefgehend beschäftigen. Die Überprüfbarkeit und Beurteilung soll vor allem über die Dokumentation und Reflexion des Entstehungsprozesses und der verwendeten Quellen erfolgen, hieß es von der Bundesregierung.
An den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS), auf die jährlich rund 23.000 und damit mehr als die Hälfte der Maturaabschlüsse entfallen, soll die dortige Diplomarbeit in der derzeitigen Form bestehen bleiben. Die Abschlussarbeiten an den Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) werden dagegen gänzlich abgeschafft und das bereits ab dem kommenden Schuljahr. Das betrifft jedes Jahr 10.000 bis 15.000 Jugendliche.
Die Reform soll kommende Woche mittels Abänderungsantrag bei der Plenarsitzung des Nationalrats beschlossen werden. Die Pläne stießen auf überwiegend positive Reaktionen. SPÖ, Neos und Arbeiterkammer (AK) begrüßten die Weiterentwicklung.