Sommer, Sonne, Schwimmen – aufgrund der steigenden Temperaturen und der aktuellen Hitzewelle treibt es immer mehr Menschen an die heimischen Seen und in die Freibäder. Dort möchten sich Badebegeisterte Abkühlung verschaffen, doch mit den hohen Temperaturen steigt auch die Gefahr der Badeunfälle.
Vor allem Babys und Kleinkinder dürfen keinesfalls aus den Augen gelassen werden, auch, wenn sie mit einer Schwimmhilfe ausgerüstet sind. Der Einsatz von Schwimmhilfen wird generell für unsichere Schwimmer aller Altersklassen sowie für das Bewältigen von längeren Strecken empfohlen.
Nichtschwimmer-Zahlen alarmierend
Bereits in den vergangenen Jahren schlugen Experten österreichweit Alarm, denn immer mehr Menschen können nicht schwimmen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass allein in Wien die Hälfte aller Achtjährigen Nichtschwimmer sind. „Diese 50 Prozent sind Kinder, die sich keinen Meter über Wasser halten können, gar nicht, null“, sagte Elisabeth Kellner, Bundesreferentin für Rettungsschwimmen beim Jugendrotkreuz, gegenüber Radio Wien.
Im direkten Vergleich zu den letzten Jahrzehnten wäre das ein erschreckender Trend, da sich die ungeübten Schwimmer im Notfall wenigstens für kurze Zeit über Wasser halten konnten. Die Coronapandemie hätte das Problem verschlimmert. In diesem Zeitraum mussten zahlreiche Schwimmkurse abgesagt und auf Eis gelegt werden. Viele Eltern und Schulen konnten diese Lücke nicht schließen.
Im Jahr 2022 konnten laut durchgeführten Studien mehr als 162.000 Kinder und Jugendliche, davon rund 132.000 Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren, nicht schwimmen. Hinzu kommen 95.000 Kinder, die unsicher schwimmen können. 2023 wurde vom KfV erhoben, dass jeder zehnte Österreicher zwischen fünf und 19 Jahren nicht schwimmen kann. Fast 80 Prozent davon waren Fünf- bis Neunjährige.
Zusätzliche Schwimmangebote
Die Bundesländer versuchen diesem Problem bereits seit Jahren Herr zu werden. Kostenlose Schwimmkurse und Kampagnen sollen die Gefahr eindämmen.
In Kärnten hätte sich die Lage mit der Schließung des Klagenfurter Hallenbads verschärft. Besonders sozial benachteiligte Familien hätten nur wenig Zugang zu Schwimmkursen gehabt. Nach dem offiziellen Ende der Pandemie hätte es einen regelrechten Ansturm auf das Kursangebot gegeben. Dies hätte oft lange Wartezeiten mit sich gebracht, da es für die große Nachfrage nicht genug Lehrpersonen und passende Örtlichkeiten gegeben hatte.
„Ertrinken ist sogar die Ursache für beinahe jeden fünften tödlichen Kinderunfall“, sagt Holger Till von „Große schützen Kleine“ und Vorstand der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz. Daher wurden auch in der Steiermark in den vergangenen Jahren zusätzliche Plätze bei Schwimmkursen geschaffen, das Angebot wurde 2023 fast verdreifacht.
Die steigende Anzahl an jungen Nichtschwimmern hätte aber auch andere Ursachen, zum Teil wäre auch das überbordende Freizeitangebot Schuld. Kinder und Jugendliche gehen heutzutage lieber in einen Trampolin- oder Kletterpark als ins örtliche Schwimmbad, so Kellner.
Aufgrund der alarmierenden Zahlen versucht die Expertin nochmals an alle Eltern zu appellieren, denn „Schwimmen sichert das Überleben“. Kleinkinder ertrinken bereits in niedrigem Wasser, wenn sie ihren Kopf nicht selbstständig heben können. Zudem geben sie in einer Notsituation wie dem Ertrinken keinen Laut von sich, daher sei zusätzliche Vorsicht geboten.