Graz und Umgebung, die Oststeiermark, aber auch Oberkärnten: Oft binnen weniger Minuten fluteten schwere Regenfälle vergangenes Wochenende ganze Orte. Für viele Betroffene kam die Wucht der Gewitter überraschend. Denn flächendeckende Warnungen vor Unwettern, Orkanen oder Hochwasser per SMS gibt es bis heute nicht. Und das, obwohl eine EU-Richtlinie, die Cell-Broadcast-Richtlinie, vorsah, dass spätestens ab Juni 2022 die Mitgliedsländer ihre Bürgerinnen und Bürger auf schnellem Weg über das Mobiltelefon warnen sollen.

Testbetrieb noch heuer

Noch 2022 hatte der damalige Digitalstaatssekretär Florian Tursky dann versprochen, dass es spätestens im Frühjahr 2023 ein Warnsystem geben soll, das alle Menschen via SMS informiert, die sich in einer Gefahrenzone befinden. Doch heute, gut ein Jahr später, gibt es das mobile Alarmsystem für alle noch immer nicht. Und dieser Zustand könnte noch einige Zeit andauern. Denn auf Anfrage der „Kleinen Zeitung“ hieß es nun aus dem Innenministerium dazu: „Wir arbeiten derzeit an der Implementierung des Systems. Es ist geplant, AT-Alert noch 2024 mit einem Testbetrieb zu starten.“ Diese Testphase diene dazu, das System für den Regelbetrieb durch die Länder- und Bundesebene bestmöglich vorzubereiten. Um die Testphase für die Länder und den Bund starten zu können, haben bisher u. a. Überprüfungen der Systemtechniken stattgefunden.

Im Einvernehmen mit Mobilfunkern

Schon im Vorjahr wurden als Begründung für die Verzögerungen technische Schwierigkeiten, aber auch der Föderalismus, also die notwendige Abstimmung mit den Bundesländern, genannt. Die Entscheidung, welche Region informiert wird, liegt nämlich bei den neun Landeswarnzentralen. Hinzu kommt, dass es für die Umsetzung auch eine entsprechende Kooperation mit den Mobilfunkbetreibern geben muss. Denn die Warnung soll an alle Mobiltelefonbesitzer gehen, die sich zum Gefahrenzeitpunkt in der Zone befinden, egal, mit welchen Betreiber sie selbst einen Vertrag haben. Auch eine Registrierung oder das Herunterladen einer App ist dafür nicht nötig.

„Das Konzept klingt einfach, ist aber im Zusammenspiel aller Beteiligter komplex und erfordert umfassende Abstimmungen“, hieß es schon im Vorjahr dazu aus dem Innenministerium.

Künftig Push-Nachrichten aufs Handy

In Österreich soll die EU-Richtlinie durch „Cell Broadcast“ umgesetzt werden, ein Warnsystem, das via Push-Benachrichtigungen alle gefährdeten User warnt, die im Bereich des betreffenden Sendemasts eingeloggt sind.