Die Causa René Benko ist im wörtlichen Sinne komplex. Den Überblick über die insolvente Signa-Gruppe sowie die zahlreichen Privatstiftungen in Österreich und Liechtenstein zu behalten, gleicht einer Mammutaufgabe. Stück für Stück arbeiten sich die Masseverwalter durch das vielschichtige Konglomerat und haben nun ganz offensichtlich auch Benkos Mutter Ingeborg im Visier. Wie „Krone“ und „News“ berichten, soll die Staatsanwaltschaft Innsbruck Ermittlungen gegen die 74-Jährige aufgenommen haben. Der Verdacht: Sie könnte als Strohfrau dabei geholfen haben, mithilfe der Stiftungen noch unmittelbar vor der Signa-Pleite Gelder abzuzweigen. Das Landesgericht Innsbruck konnte die Berichte am Dienstagabend nicht bestätigen, Benkos Anwalt war auf APA-Anfrage für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Mutter taucht als Stifterin auf
Konkret geht es laut dem Medienbericht um die Laura Privatstiftung in Innsbruck sowie die Ingbe Stiftung in Vaduz. In beiden Stiftungen taucht Ingeborg Benko als Stifterin auf. Die Klage zielt darauf ab, der pensionierten Kindergärtnerin die Rechte als Stifterin zu entziehen. Damit wollen die Masseverwalter für die Gläubiger Zugriff auf die Vermögenswerte der Stiftungen erwirken.
Wie „Krone“ und „News“ berichten, sollen kurz vor der ersten Pleitewelle im August 2023 sechs Villen am Gardasee gegen ein inzwischen wertloses Signa-Prime-Aktienpaket von der Signa Holding getauscht und die Vermögenswerte in die Ingbe Stiftung transferiert worden sein. Zudem könnte laut eines vorliegenden vertraulichen Jahresabschlussberichts aus dem Jahr 2022 in der Ingbe noch Gold im Wert von 45 Millionen Euro vorhanden sein sowie drei Millionen Schweizer Franken und zwei Millionen US-Dollar an Bargeld.
In der Laura Privatstiftung, die nach Benkos Tochter benannt ist, könnte sich eine Art „Signa in der Signa“ verbergen. Die Rede ist von einem Schattenreich mit Liegenschaften, das Benko zusammen mit Vertrauten unter dem Dach der Stiftung aufgebaut haben soll.
Im März 2024 hatte die „Familie Benko Privatstiftung“ Konkurs beim Landgericht Innsbruck angemeldet. Die Forderungen gegenüber der Stiftung sollen sich auf rund zwei Milliarden Euro belaufen.
Gelder zweifelhafter Herkunft auch in Guernsey
Erst Anfang Juni war bekannt geworden, dass eine britische Bank Gelder – rund 25 Millionen Euro – auf der britischen Kanalinsel Guernsey „einfrieren“ ließ. Bei dem Millionenbetrag soll es sich um den Verkaufspreis der Luxusjacht Roma gehandelt haben, die einer Tochterfirma der Laura Privatstiftung gehört hat. Und Benko war der Stifter dieser Stiftung.
Die Luxusjacht soll an den Eigentümer der Le-Creuset-Gruppe, Paul van Zuydam, verkauft worden sein. Laut einem Gerichtsdokument aus Guernsey dürfe man bis zur weiteren Anordnung dieses Gerichts nicht in irgendeiner Weise über den Verkaufserlös verfügen – und zwar weltweit. Diese Anordnung dürfte auf ein internationales Schiedsverfahren zurückzuführen sein, in dem der arabische Staatsfonds Mubadala rund 700 Millionen Euro von der Signa-Gruppe bzw. deren Gründer Benko fordert.
Diese Order wurde unter Eingabe falscher Informationen seitens Mubadala und ohne jede Anhörung seitens der Laura Privatstiftung erlassen, erklärte Benkos Anwalt Norbert Wess. Sie habe keine Bedeutung: „Die ist juristisch gesehen gar nichts, weil sie außerhalb dieses Landes – und zwar weltweit – nicht anerkannt ist/wird, weil es eben auch keine Anhörung der Gegenseite etc. gibt“, sagte Wess zur APA.