Starkregen hat seit Montagabend für hunderte Feuerwehreinsätze in Oberösterreich und Niederösterreich gesorgt. Dienstagmittag war die Donau in Linz aus ihren Ufern getreten, der Fluss war für die Schifffahrt gesperrt. Außerdem waren Straßen in und um Linz gesperrt, was zu Staus führte, wie der ÖAMTC berichtete. Auch in Niederösterreich gebe es kleinräumige Überflutungen, sagte Klaus Stebal vom Landeskommando.
Am Urfahraner Jahrmarktgelände und auf der anderen Donauseite beim Lentos, wo auch die Schiffsanlegestelle ist, war das Wasser über die Ufer getreten, wie auch prognostiziert worden war. Der Pegelstand lag Dienstagmittag bei 6,86 Meter und „wird noch steigen“, hieß es von der Stadt Linz. Die Spitze wurde für den Abend erwartet. An Schutzmaßnahmen „wird die zweite Phase aufgebaut, bis acht Meter“, erklärte George Kyriazis von der Abteilung Wasserbau. Die Stadt verordnete ein Geh- und Radfahrverbot für die Wege auf beiden Uferseiten und appellierte in einer Aussendung an die Bürgerinnen und Bürger, die Nähe des Wassers zu meiden, um kein Risiko einzugehen und die Arbeiten nicht zu beeinträchtigen.
Die Unterführung bei der Nibelungenbrücke war bereits am Montag wegen Hochwassers gesperrt, Dienstag kamen die Obere Donaulände und die Obere Donaustraße dazu, ebenso die B3 von Grein bis Saxen (Bezirk Perg) und die Mauthausener Donaubrücke, hieß es vom ÖAMTC. Deswegen staute es in Linz unter anderem auf der Eferdinger Straße (B129) und Kremstalstraße (B137).
Auch die Schifffahrt auf der Donau steht still. Nach und nach wurden Abschnitte gesperrt, Dienstagmittag war die Donau in ganz Österreich – mit Ausnahme des Wiener Donaukanals – für die Schifffahrt gesperrt, wie Via Donau auf das Donau-Informations-System verwies.
Eindrücke vom Hochwasser und ersten Überschwemmungen in Oberösterreich und Niederösterreich:
Inn in Schärding hoch
Die zweite Hochwasserwelle fiel höher aus als erwartet. Die Niederschläge der vergangenen Nacht waren in die Prognosen nicht eingerechnet worden, der Inn brachte den Starkregen aus den Nordalpen schneller als erwartet, erklärte Christian Wakolbinger vom hydrographischen Dienst Oberösterreich.
In Schärding wurden noch Montagabend die Innpromenade und der Parkplatz Schiffsanlegestelle gesperrt und in der Nacht weitere Elemente des mobilen Hochwasserschutzes verbaut. Der Inn stand zu Mittag auf etwa 6,12 Meter, das könnte der Höchststand gewesen sein. „Aufgrund des langsam prognostizierten Rückgangs werden der Abbau des Hochwasserschutzes und die Reinigung vermutlich erst im Lauf des Mittwochs beginnen können“, so Feuerwehrkommandant Markus Furtner.
Am Montag sorgten Gewitter für Dauereinsätze bei den Helfern in Ober- und Niederösterreich. Es gab überflutete Keller und Straßen, Unterführungen mussten vom Wasser befreit werden, außerdem waren und sind Straßen gesperrt. In Deutschland bleibt die Lage ebenfalls angespannt. Bisher sind ein Feuerwehrmann, eine 43-jährige Frau und drei weitere Personen der Flutkatastrophe zum Opfer gefallen.
In Linz schien Alarmstufe zwei nicht realistisch. Es handle sich in Oberösterreich um ein reines Transithochwasser, da die oberösterreichischen Zuflüsse wie Enns und Traun keine massiven Hochwässer führen, sagte Wakolbinger. Er sprach von einer „flachen Welle“, daher werde das Wasser über den Nachmittag hoch bleiben. „Die Donau steigt seit zwei Tagen gleichmäßig an“ und führe immer noch Regen aus dem bayrischen Raum ab. Der Inn war vorige Nacht ebenfalls stark überregnet „und fließt als Gebirgsfluss schneller, mit schärferen Spitzen“, erklärte der Experte. Dienstagvormittag war eine Entspannung der Gesamtsituation absehbar, weil keine neuen Niederschläge prognostiziert waren.
Die Feuerwehren waren am Dienstag vor allem mit Hochwasserschutzmaßnahmen beschäftigt. Seit Montagnachmittag habe es rund 100 Einsätze gegeben, hieß es aus dem Landesfeuerwehrkommando. Vor allem galt es Keller auszupumpen oder überflutete Straßen bzw. Unterführungen vom Wasser zu befreien. Es seien aber auch viele Wohngebäude betroffen gewesen, etwa in Oftering (Bezirk Linz-Land), wo ein Feldrutsch vier Häuser traf und bis zu Brusthöhe in den Kellern stand.
Keine Hochwasserschutz-Maßnahmen in Niederösterreich
In Niederösterreich wurden laut Stebal seit Montagnachmittag 575 Feuerwehreinsätze verzeichnet. Die Helfer rückten etwa zu Auspumparbeiten oder verunreinigten Straßen aus, schilderte der Sprecher des Landeskommandos. Am stärksten betroffen waren die Bezirke St. Pölten, Tulln, Krems und Korneuburg, wo die B6 im Raum Ernstbrunn wegen Überflutungen teilweise gesperrt war.
An einigen Stellen, etwa im Bezirk Amstetten oder in Kritzendorf, einem Teil der Stadtgemeinde Klosterneuburg (Bezirk Tulln), trat die Donau über die Ufer. In mehreren Orten entlang des Flusses wie etwa in Dürnstein und in Weißenkirchen (beides Bezirk Krems) wurde im Laufe des Dienstags auch Stufe eins des Hochwasserschutzes errichtet. Damit wurden Durchgänge in vorhandenen Schutzdämmen geschlossen. Der Höhepunkt beim Donau-Wasserstand wurde in Niederösterreich für die Nacht auf Mittwoch erwartet. Generell seien die Einsatzkräfte entlang des Flusses „in Alarmbereitschaft“, sagte Stebal zur APA. Die Pegelstände würden weiterhin genau beobachtet.
Im Bezirk St. Pölten führte Starkregen in der Nacht auf Dienstag laut einer Aussendung zu zahlreichen umgefallenen Bäumen, überschwemmten Straßen und Kellern sowie Verklausungen in Flüssen und Bächen. Besonders betroffen waren landwirtschaftliche Flächen, die zum Teil massiv überschwemmt wurden. Mitunter wurde Geröll von Äckern auf Verkehrsflächen geschwemmt, berichtete das Bezirkskommando. Im St. Pöltner Stadtteil Pottenbrunn trat der Saubach über die Ufer und verursachte erhebliche Schäden, stark erwischt wurde auch Herzogenburg. Eine Entspannung der Lage gab es erst in den Morgenstunden. Aufräumarbeiten dürften jedoch den gesamten Dienstag hindurch andauern. In Summe rückten die Feuerwehren im Bezirk St. Pölten zu 148 Unwettereinsätzen aus.
In Ardagger (Bezirk Amstetten) trat die Donau in der Nacht auf Dienstag über die Ufer, mehrere hundert Hektar Fläche im Machland Süd wurden geflutet, berichtete Bürgermeister und Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl (ÖVP) auf seinem Blog. Weil weiterhin steigende Wasserstände erwartet wurden, sei davon auszugehen, dass die Donau bis zu einem Meter hoch über den Treppelweg bei Schatzkastl überlaufen werde. Die Landesstraße von Ardagger Markt Richtung Wallsee wurde in den frühen Morgenstunden gesperrt, berichtete Pressl.
Badeverbot an neuer Donau
Die Stadt Wien hat am Montag ein Badeverbot für die Neue Donau erlassen. „Auch Wassersport und Bootfahren sind verboten“, teilte der Magistrat auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Die Maßnahme sei aus hygienischen Gründen und wegen der „starken Niederschläge im Einzugsbereich der Donau“ getroffen worden. Wie lange das Badeverbot aufrechtbleibt, hängt in der Regel von Probenergebnissen der Labors für Hygiene ab.
Zahlreiche Feuerwehreinsätze im Burgenland
Eine Starkregenfront im Burgenland hat am Montag für punktuelle Überflutungen im Bezirk Oberwart gesorgt. Die stark gesättigten Böden konnten kaum noch Wasser aufnehmen – die Feuerwehr musste daher vor allem Drainagen und Sickerschächte auspumpen, hieß es in einer Aussendung des Bezirksfeuerwehrkommandos Oberwart.
So entstehen Überflutungen
Wie es weitergeht
Das unbeständige Wetter setzt sich aufgrund des Tiefdruckgebiets erst einmal fort, so Geosphere-Meteorologen Clemens Biermair und Thomas Turecek. Von der Unwetterwarnzentrale hieß es am Montag: „Die Gefahr von kleinräumigen Überflutungen und Vermurungen ist erhöht, vor allem auf den gesättigten Böden in den westlichen Nordalpen sowie am Alpenostrand und in der Steiermark.“
Die meisten Niederschlagsmengen gab es zuletzt in Bayern, betroffen waren demnach auch Tirol und Vorarlberg an der südlichen Grenze zu Deutschland. „Hier klingt der Regen aber langsam ab, Entspannung ist in Sicht“, sagt Biermair. Für den Osten blieb es aber am Montag mehr oder weniger brenzlig. In der Steiermark, in Tirol, in Salzburg und Kärnten gab es einiges an Regen. Am Dienstag „muss nach wie vor verbreitet mit Regen gerechnet werden“, sagt Turecek. Der Hotspot wird südlich des Alpenhauptkamms sein, betroffen sind demnach Kärnten, die Steiermark, das Burgenland und der Osten Niederösterreichs.
Das große Problem: „Es kommt zu regelrechten Schauerstraßen, es sind immer wieder dieselben Gebiete betroffen, was lokale Überschwemmungen bedeutet.“ Von Schauerstraßen ist dann die Rede, wenn sich ein Unwetter von der Feuchtigkeit in der Luft des letzten Unwetters „nährt“. In Kirchberg an der Raab in der Steiermark ist es zuletzt zu so einer Wettersituation gekommen. Von den vorherigen tagelangen Regenschauern ist in vielen Gebieten viel Feuchtigkeit in der Luft vorhanden. Außerdem ist der Boden vielerorts von Wasser gesättigt, was Überschwemmungen begünstigt.
Das Tiefdruckgebiet wird im Laufe der nächsten Tage nach Osten abziehen. Derzeit sei laut Biermair aber noch nicht absehbar, wann das Wetter in Österreich wieder stabil wird. Zwar sind keine großflächigen Starkniederschläge mehr zu erwarten, lokal kann es aber „noch zu größeren Problemen kommen“.