Es war eine wunderschöne, zweieinhalb Wochen dauernde Rundreise in Namibia, die Hans Jörg Papst zusammen mit seiner Frau und elf weiteren Personen unternommen hatte. Mit auf der Reise war zudem ein Reiseleiter eines Reisebüros mit Sitz in Bangkok, bei dem die Reise sowie die Flüge gebucht worden waren. Nur: Die für 1. Mai gebuchte Rückreise mit Lufthansa/Discover von Windhoek über Frankfurt nach Salzburg sorgte - wie die Salzburger Nachrichten berichten - für reichlich Ärger bei dem Paar aus Zell am See.

Wartezeit von 26 Stunden

Denn zwei Tage vor dem geplanten Abflug in Windhoek - die Reisegruppe befand sich gerade in der Etosha-Pfanne im Norden Namibias - schaute Hans Jörg Papst zufällig auf die Lufthansa-App auf seinem Handy. „Mich traf fast der Schlag. Man hatte unseren Flug gestrichen und uns für den 30. April vor- und umgebucht auf die Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Frankfurt, mit einer Wartezeit in Frankfurt von 26 Stunden auf den Anschlussflug nach Salzburg“, schildert er. „Und das alles ohne Erklärung, Entschuldigung und Angebot für Kostenersatz“, betont er. Zudem sollte das Paar - beide sind über 80 Jahre alt - in der normalen Economy-Klasse reisen. Denn über die eigentlich gebuchte Kategorie Premium Economy verfügen die Ethiopian Airlines nicht.

Sechs weitere Reiseteilnehmer waren von der unwillkommenen Umbuchung betroffen. Eine entsprechende Mitteilung der Lufthansa hatte auch den Reiseleiter rund 46 Stunden vor dem eigentlich gebuchten Abflug per E-Mail erreicht. Mit dem Hinweis, sollten die Passagiere nicht zum Einchecken erscheinen, würde das als „No-show“, also als Nichterscheinen gelten und sämtliche Ansprüche würden verloren gehen. „Abgesehen davon, dass eine Fluglinie nicht einfach eine Reise vorzeitig beenden kann: Es wäre den Reiseteilnehmern auch logistisch unmöglich gewesen, überhaupt rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen. Sie hätten nämlich schon am nächsten Tag um 10 Uhr vormittags dort sein sollen“, schildert der Reiseleiter.

Passagieren stehen Ausgleichsleistungen zu

Nach stundenlangen, sich über eineinhalb Tage ziehenden Telefonaten gelang es dem Reiseleiter, eine machbare Lösung zu finden - für den 2. Juni, also einen Tag später als ursprünglich geplant. Es blieb bei Ethiopian Airlines und der Strecke über Addis Abeba nach Frankfurt. Von dort ging es dann immerhin nach einer akzeptablen Umsteigezeit weiter nach Salzburg. Die Betroffenen mussten sich in Windhoek ein Hotel buchen und für den Transfer zum Flughafen sorgen - vorerst auf eigene Kosten. „Für diese Kosten, also die Ausgaben für Abendessen, Übernachtung und Transfer, muss die Lufthansa aufkommen. Das funktioniert in der Regel aber problemlos“, sagt der Reiseleiter. Auch für das Downgrading von der Premium-Economy-Klasse auf die normale Economy-Klasse stehe den Passagieren eine Entschädigung der Fluglinie zu.

Eine Anfrage der SN-Redaktion bei der Lufthansa brachte auch nach 20 Tagen keine Rückmeldung zu dem Fall. Anders war das bei der FairPlane Passenger Service GmbH. Das Unternehmen macht Ansprüche aus der EU-Fluggastrechteverordnung für betroffene Passagiere mithilfe von Vertragsanwälten geltend und kooperiert unter anderem auch mit der AK Oberösterreich, Wien, Niederösterreich und Tirol. In dem vorliegenden Fall handle es sich um eine Nichtbeförderung wegen Überbuchung. „Obwohl ein gültiges Ticket vorliegt, wurde der Passagier nicht befördert, hier steht eine Ausgleichsleistung zu. Diese beträgt bei der Flugstrecke 600 Euro pro Person“, sagt Alexandra Hawlicek von FairPlane.

Sie habe sich die Flugdaten-Historie des ursprünglich gebuchten Fluges angesehen. „Die Notiz ,37 Baggage Claims‘ weist deutlich darauf hin, dass der Flug überbucht war. Vermutlich haben eben 37 Passagiere ihr Gepäck eingecheckt und sind dann nicht befördert worden, jedenfalls deutet das auf ziemliches Chaos bei dem Flug hin.“