Dem Bundeskriminalamt in Wien ist die Festnahme eines russisch-ukrainischen Doppelstaatsbürgers gelungen, der seit dem Winter 2023 64 falsche Fünfziger in der Bundeshauptstadt in Umlauf gebracht hatte. Im März wurde der rund 40 Jahre alte Verdächtige aus dem Verkehr gezogen. Bei der Hausdurchsuchung staunten die Ermittler nicht schlecht, in den Räumlichkeiten fanden sie auch eine Wildkatze, die der Mann illegal besessen hatte.

Die Polizeiaktion erhielt daraufhin den Namen „Operation Wildcat“. „Der Name ist Programm“, sagte ein Ermittler, der aufgrund seiner Tätigkeit anonym bleiben wollte, bei einem Pressegespräch im Bundeskriminalamt. Bei dem Tier handelte es sich um eine 16 Kilogramm schwere, sogenannte Caracat, einer Kreuzung von Hauskatze und Karakal. Nachdem sich das Tier weder von den Beamten noch von Mitarbeitern des Tierquartiers einfangen lassen hatte, wurde ein Veterinär des Tiergartens Schönbrunn beordert, der schließlich den Wildkater namens „Archibald“ betäubte. Sein Herrchen wurde kurz nach seiner Festnahme wegen der Weitergabe und des Besitzes nachgemachten oder verfälschten Geldes in Untersuchungshaft genommen. Er bestreitet die Vorwürfe, so die Ermittler.

Hinweis kam von Nationalbank

Auf seine Machenschaften aufmerksam wurde zunächst die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). Jede Banknote komme pro Jahr zwei- bis dreimal zur Nationalbank und werde dort überprüft, sagte Martin Taborsky von der OeNB. „Wir geben nicht nur das echte Geld aus, wir bekommen unter anderem auch das falsche Geld zurück.“ Jede Fälschung werde dann genau klassifiziert. Und dabei sei man draufgekommen, dass erstmals und vereinzelt im vergangenen Sommer, aber dann verstärkt im vergangenen Winter 50-Euro-Noten im Umlauf waren, die zwar echte Banknoten sind, aber etwas mit der Farbe nicht stimmte.

Bei genaueren Untersuchungen wurde erkannt, dass diese Banknoten mit Alarmfarbe versehen waren, also bei einem Raubüberfall oder bei einer Bankomatsprengung erbeutet wurden. Danach seien die Scheine allerdings professionell gereinigt worden. Da auch der Folienstreifen zerstört war, wurde dieser durch eine gefälschte Hologrammfolie ersetzt, so Taborsky. „Damit wurden die ursprünglich echten Banknoten zu verfälschten Banknoten und fallen in die Kategorie Fälschung.“

Polizei ermittelte seit Jänner

Da die OeNB von einer sehr homogenen Tätergruppe ausging, wurde die Polizei im Jänner darüber informiert. Die meisten Banknoten wurden in Supermärkten ausgegeben, weshalb die Fahnder recht schnell einen Ermittlungsansatz hatten. Als Verdächtiger wurde der russisch-ukrainische Staatsbürger ausgeforscht, der seit 2020 in Europa aufhältig war, neben Italien auch in der Schweiz. Im Juni 2023 zog es ihn nach Wien, wo er eine Scheinadresse in Meidling hatte, aber recht nobel in einem Viersternehotel in Wien residierte.

Im März wurde dann die Festnahme angeordnet, es folgte eine Hausdurchsuchung. Bei dieser Aktion wurde dann die Wildkatze entdeckt, deren Besitz und Einfuhr in Österreich verboten ist, und die auch auf die Polizisten losgegangen ist, so der Ermittler. In Russland gilt der Besitz einer solchen 15.000 Dollar teuren Caracat als Statussymbol. Zunächst wurde die Tierrettung informiert, Mitarbeiter des Tierquartiers wollten die Wildkatze dann einfangen, was nicht gelang, weshalb sie dann von dem Veterinär betäubt wurde.

Geparden-Dosis für Betäubung nötig

Aufgrund der Überfütterung des Tieres brauchte es die Dosis eines Geparden, bis die Wildkatze betäubt war, erzählte der Ermittler. Das Tier dürfte nicht viel Auslauf bekommen haben, im Hotelzimmer war auch ein Katzenkisterl. Noch unklar ist, wo die Katze nun untergebracht werden soll, weil der Tiergarten Schönbrunn keine Gehege dafür hat. Derzeit sucht man in Österreich eine Unterbringungsmöglichkeit. Die größte Sorge des Festgenommenen war, ob es „Archibald“ gut gehe. Er hat das Tier durch halb Europa mitgenommen, nachdem er 2020 Russland verlassen hatte.

So erkennt man Falschgeld

Bei dem Verdächtigen wurde schlussendlich kein verfälschtes Geld mehr gefunden. Woher er es hatte, welche Hintermänner es gibt, sei noch Gegenstand von Ermittlungen. Die Alarmfarbe, die auf den Scheinen war, wird nämlich nicht in Österreich verwendet, somit muss die Beute aus dem Ausland stammen. Fälscherwerkzeug wurde keines gefunden. Unklar ist auch, wo das Auto des Verdächtigen abgeblieben ist. Zwei, drei Wochen vor der Festnahme ist sein Landrover Discovery vom Hotelparkplatz verschwunden. Auf dem Fahrzeug waren ukrainische Kennzeichen montiert, im Hotelzimmer wurden russische Kennzeichen sichergestellt. Der Mann lebte auf recht großem Fuß, konsumierte in seinem Zimmer gerne hochpreisige Weine und kaufte Markenkleidung. Am Ende blieb eine Hotelrechnung von mehreren 10.000 Euro offen.

Fußball-EM und Olympia ziehen Geldfälscher an

„Das ist kein Kavaliersdelikt“, sagte Manuel Scherscher, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität und Betrug im BK. Der Strafrahmen betrage bei der Weitergabe und beim Besitz nachgemachter oder verfälschter Scheine ein bis zehn Jahre Haft. 2023 wurden 27.000 gefälschte Geldscheine sichergestellt, 2022 waren es 32.0000 Stück. „Der Blick auf Österreich ist bei Geldfälschungen zu schmal“, sagte Taborsky. Auch Scherscher hob die internationale Rolle, die Österreich in Zusammenarbeit mit anderen Ländern bei Ermittlungen spielt, hervor. Gerade im Zahlungsverkehr können rasch falsche Geldscheine in Umlauf gebracht werden. Im Supermarkt oder auf einem Festival werden die Fälschungen schnell unter die Leute gebracht. „Jetzt wird es wieder interessant, wenn wegen der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele Public Viewings stattfinden“, so Scherscher. Er rechnet da wieder mit einem Anstieg.

Am öftesten werden 20-, 50- und 100-Euro-Scheine gefälscht. „Aber auch der 200er kommt aufgrund der Inflation wieder in Mode“, sagte der Leiter im BK. Neben der OeNB seien auch die Münze Österreich und der Zoll in dem Bereich wichtige Partner. Und: „Wir fahren auch Streife im Internet“, sagte Scherscher. Er wünschte sich zudem mehr Kooperation mit China, wo oft die Hologramme hergestellt werden. „Da braucht es nicht die große Gelddruckmaschine. Mit superguten Laserdruckern, einem vernünftigen Papier und Fälschungsmerkmalen aus China – da kannst schon loslegen“, so Scherscher.