Die Frage nach einer österreichischen Leitkultur bewegt derzeit die Politik. Was genau österreichische Werte sind und wie sie gestaltet und gelebt werden sollen, ist jedoch nicht geklärt. Der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz sieht vor allem die österreichische Bevölkerung in der Pflicht.
Österreich steht ohne Gründungsmythos da
„Es gibt Werte, die von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt werden, aber eben nicht von allen“, so Münz im Ö 1-Morgenjournal. Daher brauche es nun eine Diskussion in der Bevölkerung, welche Werte und Ideale im Zentrum der Identität stehen sollen. Erst dann könne man diese auch den Zugezogenen vermitteln.
Derzeit würde ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher etwa die Neutralität befürworten. „Das heißt aber nicht, dass jene, die gegen die Neutralität sind, schlechte Österreicher sind“, so Münz. Man habe hierzulande einfach kein gemeinsames Narrativ, keinen Gründungsmythos wie etwa Frankreich durch die Revolution, auf den man sich berufen könne, so der Wissenschaftler.
Umso wichtiger sei es, dass der Diskurs in der Bevölkerung Fahrt aufnehme. Die Probleme seien nicht nur durch die Zuwanderung entstanden. „Die Covid-Jahre haben gezeigt, dass auch Österreicher oft nicht einer Meinung sind“, so Münz.
Zuwanderung wird in den nächsten Jahren zunehmen
Von alleine wird sich das Problem jedenfalls nicht lösen. 27 Prozent der Bevölkerung haben derzeit einen Migrationshintergrund – weitere Zuwanderung sei auf jeden Fall notwendig, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, so Münz. Dann müsse es aber schon eine Art „Hausordnung Österreich“ geben, die Zuwanderern hilft, sich hier zurechtzufinden.
Das müsse nicht unbedingt in Gesetzesform gegossen werden, meint Münz. „Wir sollten uns vielmehr darauf verständigen, wie wir Regeln definieren. Letztlich braucht es in vielen Bereichen einfach einen breiten ,Common Sense‘“.
Was sagen Sie? Was soll die österreichische Identität/ Leitkultur sein – verraten Sie es uns in den Kommentaren!