Spricht man lang gediente Soldaten des Bundesheeres auf den Pinzgauer an, bekommt so mancher wohl glänzende Augen. Neben dem „Haflinger“ zählte der unverwüstliche Geländewagen aus dem Hause Steyr-Puch zu den meist genutzten Arbeitstieren des Militärs. Ob zwei oder drei Achsen: Generationen von Grundwehrdienern rumpelten mit ihm durch schwierigstes Terrain. Noch bis zum Jahr 2000 wurde das Fahrzeug in Österreich produziert, vor rund zehn Jahren begann das Bundesheer aber mit der Ausmusterung des legendären Allrad-Truppenfahrzeugs mit dem überdurchschnittlich hohen Spritverbrauch.
Dass der bei der Truppe so beliebte Pinzgauer nicht eins zu eins ersetzt werden kann, zeichnete sich heeresintern schon länger ab. Weil die Infanterie heutzutage kaum noch komplett ungeschützt unterwegs ist, setzt das Bundesheer verstärkt auf gepanzerte Fahrzeuge wie den „Dingo“, den „Husar“ und den Radpanzer „Pandur EVO“. Zudem hat man mit dem Mitsubishi L200 einen geländegängigen Pick-up im Fuhrpark.
Mit dem MUV (Military Utility Vehicle) von Iveco wurde jedoch schon vor einiger Zeit ein Geländefahrzeug gefunden, das einige Rollen des früheren Pinzgauers im Heer übernehmen soll. 55 „Noriker“ (nach dem Arbeitspferd ist die Österreich-Variante des Fahrzeugs benannt) sind bereits im Bereich der Führungsunterstützung im Einsatz. Weitere 185 Stück kommen bis 2025 zur Fernmeldetruppe, wie das Verteidigungsministerium am Montag mitteilte.
Das 180 PS starke Fahrzeug mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von sieben Tonnen wurde in unterschiedlichen Varianten beschafft. Neben den Fernmeldern soll der Noriker bei der ABC-Abwehr, als Analysefahrzeug und im Rette-Element zum Einsatz kommen, heißt es im Ministerium. Die Fahrzeuge sind ungeschützt und haben auch keine Bordwaffen. „Mit der Abstützung auf die heimische Infrastruktur und den verwendeten Materialien der Firmen EMPL sowie CanCom liegt die österreichische Wertschöpfungskette bei ca. 80 Prozent“, teilte man weiters mit.
Neues Kommunikationssystem
Am Montag übergab Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) der Truppe auch das sogenannte „Tactical Communication Network“ (TCN). Das System erfülle die Anforderungen einer modernen Daten- und Sprachkommunikation bei gleichzeitiger militärischer Robustheit, hieß es. „Kommunikation und Digitalisierung sind zwei wesentliche Faktoren, auf die wir ein großes Augenmerk legen müssen“, betonte Tanner, die das neue System für seine militärische Robustheit lobte. Mit dem TCN seien zudem „weitere Voraussetzungen für die Digitalisierung und damit für ein modernes Bundesheer geschaffen“.
Das TCN bildet ein digitales Führungsnetz, das verzugslos Informationen und Befehle bereitstellt sowie ein aktuelles Lagebild bietet. Für die Übertragungselemente wurden 388 Sätze beschaffen. Diese werden in Wechselaufbauten, Sheltern und Containern eingebaut sowie in Betriebs-, Transport- und Lagerboxen verwendet. Übergeben wurde es von der Verteidigungsministerin am Montag an die Führungsunterstützungsschule in der Starhemberg-Kaserne. Dort wird Personal in den Bereichen Cyberkräfte und Führungsunterstützung ausgebildet.