Mit einem Lichtermeer auf dem Wiener Stephansplatz hat die Caritas hat am Donnerstagabend auf eine Notwendigkeit der weiteren Unterstützung der Ukraine hingewiesen. Gleichzeitig wurde vor Kriegsmüdigkeit gewarnt. Wie viele Menschen an der Veranstaltung teilnahmen, lässt sich aufgrund der Fluktuation schwer sagen. Eine grobe Schätzung durch Polizeibeamte ergab die Zahl 300.
250.000 ukrainische Kinder werden betreut
„Man spricht jetzt viel von der Kriegsmüdigkeit“, bedauerte Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich. „Gleichzeitig gibt es bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz viel positive Energie, die Menschen, die innerhalb der Ukraine geflüchtet sind, zu unterstützen.“ Mehr als vier Millionen Menschen habe man bisher unterstützt, über 250.000 Kinder würden in der Ukraine von Caritas-Organisationen ständig begleitet, berichtete Bodmann.
Der ukrainische Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets, dankte den „Freunden in Österreich“ für ihre Unterstützung. Die Caritas helfe allerdings nicht erst seit zwei Jahren, sondern bereits seit zehn, als prorussische Separatisten in der Ostukraine einen gewaltsamen Aufstand begannen. „Je schneller der Ukraine geholfen wird, desto schneller können wir uns durchsetzen“, meinte Khymynets. Mit größerer Verzögerung hingegen müsse die Ukraine einen höheren Preis zahlen, und „der Aggressor wird sich bestätigt fühlen“, sagte er in Richtung Russlands. „Es wäre eine Naivität, zu behaupten, dass Putin Frieden will. Er will die Freiheit ruinieren.“
„Es gibt einen guten Grundwasserspiegel der Nächstenliebe und der Solidarität“, stelle Michael Landau, Präsident der Caritas Europa fest. „Wenn ich sage, die Hilfe kommt an, dann heißt das, dass Kinder mitten im Krieg einen Augenblick unbeschwerter Kindheit erfahren; dann heißt das, dass alte Menschen spüren, sie sind nicht vergessen.“ Die „Stärke des Rechts“ dürfe nicht dem „Recht des Stärkeren“ weichen. „Mein Appell ist - auch an die politisch Verantwortlichen -, die Ukraine weiterhin zu unterstützen.“
Die bisher letzte Reise der Programm-Managerin Internationale Programme Caritas Österreich, Eva Czermak, war für sie die bedrückendste. „Man merkt die Erschöpfung in der Bevölkerung und auch bei den Mitarbeitern (der Caritas, Anm.)„, konstatierte Czermak. Pensionisten müssten entscheiden, „ob sie heizen, essen oder Medikamente kaufen“. Ein Hoffnungsschimmer seien da beispielsweise Brennholzlieferungen.
Am Rande des Lichtermeers und auf Vermittlung der Caritas sprach die APA mit zwei Geflüchteten. Beide seien nun seit rund zwei Jahren in Österreich. Eine der beiden Personen erzählte teils mit Tränen in den Augen. „Ich bezahle alles alleine“, sagte die Frau, die seit acht Monaten einen Job habe. „Ich freue mich sehr, dass ich hier in Österreich wohne und in Ruhe arbeiten und leben kann. Ich bin dankbar für die Unterstützung von den Leuten hier.“
Von ähnlichen Erfahrungen berichtete die zweite Person. „Jeden Tag bin ich dankbar“, sagte der Mann, der mit Ausbruch des Krieges zu fliehen entschieden habe. Er sei über Polen nach Österreich gekommen. „Mir gefällt es hier sehr. Ich habe freundliche Leute getroffen. Meiner Meinung nach muss man sich hier integrieren, so schnell wie möglich, und etwas zurückgeben.“ Deutsch spreche er, da er aus der Westukraine komme und diese einst österreichisch gewesen sei, sagte der Mann mit einem Lächeln.
Das Lichtermeer wurde aus 5.000 Kerzen gebildet, deren Auslassung in der Mitte die Form eines Herzens hatte. Innerhalb dieses Herzens befand sich die Bühne.