Paris im Jahr 1713. Maskierte Menschen in festlichen Kleidern wirbeln durch die Oper. Wenn Sonnenkönig Ludwig XIV. zum berauschenden Fest lädt, gibt es keine Zurückhaltung mehr. Völlerei, Dekadenz und ausgelassener Tanz sind angesagt. Wie, der Opernball ist gar keine Wiener Erfindung? Ganz richtig, der Beginn der Ballkultur ist eher in Frankreich verorten, sagt Musikwissenschaftlerin Monika Fink von der Uni Innsbruck. Heute gilt der Wiener Opernball als eines der Markenzeichen Österreichs, in New York oder Mailand wird er sogar kopiert. Bevor also DER gesellschaftliche Höhepunkt Wiens am Donnerstag in der Staatsoper über die Bühne geht, wird es Zeit, den Wiener Opernball genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn haben Sie schon gewusst, ...
... dass die Maskenbälle von früher deutlich ungezügelter in ihrer Art waren als der heutige Opernball? „Unter dem Schutz der Maske konnte man sich sehr unbefangen bewegen“, erklärt Musikwissenschaftlerin Monika Fink. Im Gegensatz dazu folgt der Opernball heuer einem mehr oder weniger festen Protokoll.
... dass der erste „richtige“ Wiener Opernball wie wir ihn heute kennen erst 1935 das erste Mal stattfand? Die Geschichte ist also gar nicht so alt.
... dass der Wiener Opernball alle Traditionen der Ballkultur beinhaltet? Nämlich zum Beispiel die strikte Kleiderordnung (Frack für den Mann, lange Robe für die Frau), die Eröffnung durch Künstlerinnen und Künstler, den Tanzmeister oder die Damenspende. „Damit ist der Wiener Opernball einmaliges Kulturgut“, sagt Fink.
Video: Garanca und Beczala treten bei Eröffnung auf
... dass es bei Bällen schon immer darum gegangen ist, gesehen zu werden? Wer zur Gesellschaft gehören und Ansehen erreichen wollte, ließ sich am Ball blicken und knüpfte Kontakte. Am Wiener Opernball wird zum Beispiel mit dem Besuch von Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen das offizielle Österreich repräsentiert. Der Ball beginnt erst, wenn der Bundespräsident in seiner Loge Platz genommen hat.
... dass der Walzer als gefährlich galt? „Man ging schon ein Risiko ein“, sagt Fink. Der flotte Walzer wurde wie alle schnellen Tänze als gesundheitsgefährdend angesehen: Weil die Luft in den Ballsälen meist schlecht war und die Böden uneben, lief man früher Gefahr, in Ohnmacht zu fallen oder umzuknicken.
... dass in die Wiener Oper maximal 5150 Gäste passen? Auch heuer ist der Opernball ausverkauft. Um die Ehrengäste von Baumeister und Ball-Fan Richard Lugner herrscht immer besonderes Aufhebens. Nach Paris Hilton, Pamela Anderson oder Kim Kardashian begleitet ihn heuer Priscilla Presley. Außerdem angekündigt haben sich Schlager-Star Heino, Entertainer Oliver Pocher und Schauspieler Franco Nero („Django“).
... dass der Opernball auch ein riesiger Wirtschaftsfaktor ist? Gemeinsam mit den mehr als 400 anderen Bällen, die diese Saison in Wien stattfinden, lukriert der Opernball einen Umsatz von 175 Millionen Euro, schätzt die Wirtschaftskammer. Der Opernball ist vor allem Treffpunkt für die Reichen: Tickets für den Opernball kosten 385 Euro, eine Loge 14.000 bis 24.500 Euro und eine kleine Flasche Mineralwasser 9,90 Euro. Würstel am Ball sind um 16 Euro zu haben.