Die deutschen Klimaaktivisten verabschieden sich vom Kleben, auch die Letzte Generation in Österreich überlegt sich neue Strategien. Wie es genau weiter geht, ist noch unklar. Eines steht aber fest: Die Debatte über die Klimakrise in Österreich ist aufgeheizt und von Unsicherheit bestimmt. Das zeigt eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts Marketagent. Demnach sind fast 84 Prozent der Menschen der Meinung, dass die Polarisierung und Spaltung in der Gesellschaft zunehmen, wenn es um das Thema geht. Und dass eine lösungsorientierte Debatte zu Klimathemen immer schwieriger wird. Mehr als drei Viertel der Menschen geben außerdem an, dass sie nicht verstehen, wie klimapolitische Entscheidungen zustande kommen und mehr als 87 Prozent haben das Gefühl, die Politik würde dabei vor allem Einzelinteressen bedienen. Dass generell zu wenige Maßnahmen gegen die Klimakrise gesetzt werden, gaben zwei Drittel der Befragten an. Rund 73 Prozent glauben sogar, dass Lösungen aktiv verhindert werden.
In Auftrag gegeben hat die insgesamt 1000 Interviews ein neu gegründetes Institut. Dahinter stecken die Klimaexpertin Katharina Rogenhofer, die Unternehmerin Tina Deutsch und Florian Maringer, der zuletzt im Kabinett des Klimaministeriums tätig war. Das Institut namens „Kontext“ will Licht in die Klimadebatte bringen, die Diskussionen, Lösungen und Maßnahmen einordnen, so Rogenhofer. Als gemeinnütziger Verein will man dabei unabhängig von parteipolitischen und wirtschaftlichen Interessen arbeiten. Ein Beirat soll dem Institut helfen, darin sitzen etwa die Juristin Irmgard Griss oder AMS-Chef Johannes Kopf. Das Institut soll - so Rogenhofer - „Glaubenssätze und berechtigte Ängste beleuchten, die vom Handeln abhalten“ und etwa auch zeigen, „wer Verantwortung trägt und Maßnahmen setzen könnte und welche Interessen die Umsetzung erschweren.“
Das große erklärte Ziel von „Kontext“ ist, Österreich zur Klimaneutralität zu führen. Das Institut ist mehr eine Art „Think-Tank“ als eine Umwelt-NGO. „Es wird keine Kampagnen geben und keine Schlagzeilen“, so Rogenhofer, die den österreichischen Ableger von „Fridays For Future“ mitaufgebaut hat und eine Mitinitiatorin des Klimavolksbegehrens gewesen ist. Finanziert wird der gemeinnützige Verein vor allem durch Spenden, wobei Großspender ab 5.000 Euro auf der Homepage von „Kontext“ aufgelistet werden. Das Institut nimmt auch nur Spenden von Personen an, die sich zur Klimaneutralität bekennen - was etwa Zuwendungen von der fossilen Industrie ausschließt. Einflussnahme haben die Spender aber ohnehin keine. Bisher wurden laut Tina Deutsch, Vorständin und langjährige Unternehmerin, rund eine Million Euro gesammelt. „Kontext“ sei jedenfalls kein kurzlebiges Projekt. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Deutsch.