BASF-Millionenerbin Marlene Engelhorn will 25 Millionen Euro ihres Erbes verschenken. Die Aktivistin beklagt die fehlende Erbschaftssteuer und kritisiert, dass in Österreich ein Prozent der Bevölkerung knapp 50 Prozent des Gesamtvermögens besitzt. Daher will sie einen Großteil ihres Vermögens demokratischen Zwecken zugutekommen lassen und dabei die Macht über ihr Eigentum abgeben. Ein Gremium namens „Guter Rat für Rückverteilung“ wird darüber entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll. Sie selbst habe dabei keinerlei Mitspracherecht, betonte Engelhorn. Verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke seien ausgeschlossen.
Um das Gremium zusammenzustellen, hat man nun 10.000 Einladungsbriefe verschickt. Die 10.000 Personen wurden zufällig aus dem Zentralen Melderegister ausgewählt. Im Vorfeld musste das Foresight-Institut (ehemals Sora) dafür eine Anfrage beim Bundesministerium für Inneres stellen, welches das Vorhaben als „öffentliches Interesse“ einstufte. Der Kleinen Zeitung liegt ein solcher dreiseitiger Brief vor.
600 Euro pro Tag
An insgesamt sechs Wochenenden zwischen März und Juni soll der Bürgerrat – begleitet von einem Moderatorenteam und Experten – Ideen für den Umgang mit der Vermögensverteilung entwickeln und über die Rückverteilung der 25 Millionen Euro entscheiden. Getagt wird, so der Inhalt des Briefs, an sechs Wochenenden in Salzburg, pro Wochenende gibt es 1200 Euro Aufwandsentschädigung pro Person. Außerdem werden alle Kosten für die Übernachtungen im Hotel, die Verpflegung sowie für die An- und Abreise übernommen. Zusätzlich wird auch Kinderbetreuung vor Ort angeboten oder die Kosten für die Betreuung zu Hause übernommen. Das bedeutet weitere mehr als 360.000 Euro Kosten aus dem Vermögen von Engelhorn.
Für alle interessierten Briefempfänger geht es nun in den Auswahlprozess. Sie haben bis zum 2. Februar Zeit, sich über ihren persönlichen Zugangsschlüssel online oder telefonisch anzumelden. Aus allen Anmeldungen sollen 50 Personen statistisch so ausgewählt werden, dass sie die österreichische Bevölkerung möglichst gut abbilden. Die Auswahlkriterien sind Geschlecht, Alter, Region, Bildung, Beschäftigung, Einkommen, Herkunft und Einstellung zur Vermögensverteilung. Zwischen 12. und 28. Februar werden die ausgewählten Personen kontaktiert und um eine verbindliche Zusage ersucht. Bis 9. Juni soll feststehen, was mit den 25 Millionen Euro passiert.