Die Zahl der Grundwehrdiener ist im vergangenen Jahr gesunken. Grund dafür ist in erster Linie, dass der Anteil an tauglichen Wehrpflichtigen in den ohnehin geburtenschwachen Jahrgängen abnimmt. Ziel müsse es daher im Sinne der gesamten Gesellschaft sein, „dass die junge Generation wieder gesünder und fitter wird“, kommentierte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Donnerstag die Jahresbilanz. Bei den Zivildienern gab es unterdessen 2023 einen leichten Zuwachs.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 45.565 Wehrpflichtige bei der Stellung untersucht, das sind 217 weniger als im Vorjahr. Davon wurden 31.516 junge Männer als tauglich eingestuft (528 weniger als 2022), 639 als teiltauglich (119 weniger), 9989 als untauglich (71 mehr) sowie 3421 als vorübergehend untauglich (359 mehr). Die vorübergehend Untauglichen werden zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zur Stellung gebeten. Einen absoluten Tiefpunkt bedeuten die aktuellen Zahlen jedoch nicht: So waren 2019 sogar knapp unter 30.000 Wehrpflichtige tauglich.
Nicht fit genug
Gründe für die Untauglichkeit seien vor allem die nicht vorhandene körperliche Fitness, insbesondere wegen Übergewichts, und zunehmende Belastungen im psychischen Bereich, so Tanner. Sie sprach von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, im Gesundheitsbereich Maßnahmen zu setzen. Etwas abgefedert werde das Problem der rückläufigen Zahl an Grundwehrdienern durch die eingeführte Teiltauglichkeit sowie den freiwilligen Grundwehrdienst für Frauen, den Tanner als „großen Erfolg“ bezeichnete. Seit Beginn im April gaben 212 Frauen eine Freiwilligenmeldung ab, 149 davon absolvierten auch die Eignungsprüfung. 126 Frauen rückten auch schon zum freiwilligen Grundwehrdienst ein oder erhielt einen Einberufungsbefehl.
Die Einführung der „Teiltauglichkeit“ zu Beginn ihrer Amtszeit verteidigte die Ministerin trotz der relativ geringen Zahlen. „Damit geben wir vielen jungen Menschen die Möglichkeit, ihren Dienst an der Gesellschaft zu leisten. Jede helfende Hand mehr ist ein Gewinn für uns und die Gesellschaft.“
Zivildienst stabil
Stabil bzw. leicht positiv ist dagegen die Jahresbilanz bei den Zivildienern. 14.630 Zivildiener wurden im vergangenen Jahr einer der gesamt 1501 Zivildiensteinrichtungen zugewiesen, berichtete Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bei der gemeinsamen Pressekonferenz.
Meldungen über einen Zivildienstmangel wie zuletzt aus Oberösterreich und Niederösterreich wollte Plakolm nicht stehen lassen. Bei den Einrückterminen im Frühjahr würden sich vor allem wegen Ausbildungen meist weniger Zivildiener melden als im Sommer und Herbst. Die Bedarfsdeckung in Österreich liege bei fast 90 Prozent. 2023 stieg sie um knapp zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
Das größte und beliebteste Einsatzgebiet beim Zivildienst ist weiterhin das Rettungswesen. 40 Prozent der Zivildiener wurden im Jahr 2023 zu Einrichtungen im Rettungswesen zugewiesen, rund 26 Prozent zur Sozial- und Behindertenhilfe, rund 11 Prozent zur Altenbetreuung und rund 9 Prozent zu Krankenanstalten. Der Zivildienst sei „ein Headhunter im Sozialbereich“, sagte Plakolm. Denn bis zu 70 Prozent der Zivildiener würden den Einrichtungen nach ihrem Zivildienst als Haupt- oder Ehrenamtliche erhalten bleiben.