Nach dem Absturz einer Gondel im Tiroler Skigebiet Hochoetz (Bezirk Imst) am Dienstag ist der 49-jährige Vater der verunglückten dänischen Familie am Mittwoch weiter in „kritischem Zustand“ gewesen, so ein Kliniksprecher. Der Mann befand sich nach einer Operation auf der Intensivstation. Vor Ort im Skigebiet ist auf den Pisten am Mittwoch weniger los als sonst, bei den sonst vollen Terrassen der Restaurants wird auf Musik verzichtet, berichtet die Tiroler Tageszeitung. Die Skikurse der Skischulen finden statt. Restaurants und Skiverleih sind in Betrieb. Auf der Terrasse verzichtet man jedoch auf laute Partymusik.

So ein Unfall wie er am Dienstag geschah, ist nach Einschätzung von Dieter Jussel von der Technischen Uni Graz „äußerst und höchst selten“. Seilbahnen würden „sehr gewissenhaft und periodisch überprüft”, betont der Experte. Grund für den aktuellen Unfall war ein Baum, der auf das Seil gefallen war. Das Seil der Gondelbahn sei aber nicht gerissen. „Dass ein Seil einer Seilbahn reißt, ist praktisch unmöglich”, hält Jussel fest. Laufend werden die Seile in der Regel kontrolliert. Dabei untersucht man sie auf sogenannte Drahtbrüche, die mit der Zeit und Abnutzung entstehen. „Mit magnetinduktiven Methoden detektiert man diese Brüche und rechnet dann aus, wie stabil das Seil noch ist.“

Im aktuellen Fall hat vielmehr der Aufprall des Baumes das Seil in Schwingung versetzt. Bernhard Hinterdorfer vom TÜV Austria vergleicht den Vorgang mit Ballast auf einer Wäscheleine. Wenn man schwere Wäsche aufhängt, zieht sie die Wäscheleine nach unten und schwingt kurz mit, erklärte er im Ö1-Morgenjournal. Bei der Gondelanlage hat der umstürzende Baum eine so starke Schwingung verursacht, dass das Seil aus der unteren Klemme der Anlage gerissen wurde. In der Folge wurde auch die Gondel aus dem Seil gerissen. 

Seilbahnen generell „total sicher“

Bevor eine Seilbahn gebaut wird, gibt es immer eine Sicherheitsanalyse, erklärt Jussel von der TU Graz. Dort wird auf alle möglichen Gefahren geachtet. Aus der Analyse ergibt sich zum Beispiel je nach Gelände und Seilbahn, wie viel Abstand es zu Bäumen braucht oder ob ein Lawinenschutz nötig ist. Die Vorgaben aus der Sicherheitsanalyse werden dann, wenn die Seilbahn in Betrieb ist, immer wieder überprüft, sagt Jussel. Verantwortlich dafür ist der Betriebsleiter. 

Auf die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel müsse bei den Überprüfungen besonderer Fokus gesetzt werden, sagt Jussel. „Der Wald verändert sich schon und ob Bäume leichter umstürzen oder das Gelände aufgrund von Starkniederschlägen leichter in Bewegung kommt, muss berücksichtigt werden. Das empfehle ich allen Seilbahnern. Das zu ignorieren, wäre ein schwerer Fehler.“ Der Umsturz des Baumes könnte klimatisch bedingt gewesen sein, sagt Hinterdorfer. So könnte der Boden in der Umgebung aufgeweicht gewesen sein, wodurch der Baum entwurzelt wurde und auf die Seilbahn stürzte. Der aktuelle Unfall wird nun von Sachverständigen und der Seilbahnbehörde des Ministeriums genau untersucht.

Generell, betont Jussel, sind die Seilbahnen in Österreich „vollkommen und total sicher“. Durch den aktuellen Unfall dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Hersteller oder die Betreiber nachlässig seien. Auf die Einhaltung von Sicherheit und Qualität werde in der Branche großen Wert gelegt, so Jussel. „Deswegen passiert praktisch nichts.“