Die vom Bund finanzierten 100 zusätzlichen Kassenstellen für Allgemein- und Fachmediziner stoßen auf reges Interesse, wie Bundesregierung und Sozialversicherung am Freitag mitteilten. Bisher haben sich bereits 300 Interessentinnen und Interessenten gemeldet. In den kommenden Wochen soll mit ersten Ausschreibungen begonnen werden. Vorgesehen ist auch ein Startbonus von bis zu 100.000 Euro.
Diese Ordinationen werden außertourlich vergeben. Das heißt, sie finden sich nicht in den regionalen Strukturplänen, in denen die Zahl der Kassenstellen gemäß Bedarf festgelegt sind. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) konnte daher auch den Vergabemodus umdrehen und lud Mediziner ein, ihr Interesse anzumelden. 300 haben sich bisher gemeldet. Erst danach erfolgt die – maßgefertigte – Ausschreibung.
Geschaffen werden laut Gesundheitsministerium vor allem Stellen für Allgemeinmedizin sowie Kindermedizin. Auch Kassenstellen für Gynäkologie, Psychiatrie bzw. Kinderpsychiatrie, Augenheilkunde sowie Haut- und Geschlechtskrankheiten werden neu eingerichtet. In diesem Jahr werden auch die Strukturpläne wieder überarbeitet. Aus diesem Kontingent waren zuletzt österreichweit rund 300 Stellen umgesetzt, meist in randständigen Gebieten.
Für jede dieser Bundes-Kassenstellen wurde zudem ein Startbonus von bis zu 100.000 Euro geschaffen, um die Erstausstattung der neuen Ordinationen zu unterstützen. Beide Maßnahmen wurden noch im Dezember im Nationalrat beschlossen. Am 1. Jänner trat nun die Verordnung in Kraft, die die regionale und fachliche Aufteilung regelt. Damit seien die Voraussetzungen zur Vergabe dieser Kassenverträge geschaffen, hieß es.
Die regionale Verteilung sieht folgendermaßen aus: Das Burgenland erhält drei Stellen, Vorarlberg vier, Kärnten und Salzburg sechs, Tirol neun, die Steiermark 14, Oberösterreich 17, Niederösterreich 19 und Wien 22.
Zufrieden mit Andrang
Laut dem Generaldirektor der ÖGK, Bernhard Wurzer, wurden rund 100 Allgemeinmediziner und 200 Fachärzte vorgemerkt. Mit dem Andrang ist man jedenfalls zufrieden. „Das ist deutlich mehr als wir erwartet haben“, betonte Wurzer. Mindestens 50 neue Kassenstellen sind laut ÖGK für die Fächer Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie bei besonderem regionalen Bedarf Innere Medizin vorgesehen.
Die Hälfte der 100 neuen Posten soll in Primärversorgungseinheiten eingerichtet werden. Die genaue Aufteilung, so hieß es, erfolge in den jeweiligen Bundesländern basierend auf den regionalen Gegebenheiten durch die Sozialversicherung.
„Das große Interesse zeigt, dass unsere Maßnahme richtig ist und Wirkung zeigt. Durch den Startbonus von 100.000 Euro wird eine Kassenarztstelle wieder attraktiver, weil es den künftigen Kassenärztinnen und -ärzten die Finanzierung ihrer Ordinationsräume erleichtert“, hob Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hervor. Man sei guten Mutes, dass die 100 neuen Stellen rasch besetzt werden könnten.
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zeigte sich über das Interesse ebenfalls erfreut. „Wir schaffen die 100 neuen Kassenstellen in jenen Bereichen und Fächern mit großem Bedarf. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich spürbar zu verbessern“, versicherte er.