Das Video auf der Plattform TikTok zeigt ein weißes Schneeband, daneben braune Wiese, darüber die Gondel - und zahlreiche Wintersportler, die irgendwie versuchen, diese Piste in der Zillertal Arena hinunterzukommen. Manche Skifahrer versuchen, kontrolliert seitlich rutschend ins Tal zu kommen; die Kanten ihrer Ski kratzen über das Eis. Andere haben bereits den Halt sowie die Ski verloren und rasen am Rücken liegend, schreiend, den Hang hinunter. Schließlich wagen viele den Abstieg zu Fuß über die Wiese.
Datiert ist das Video einer TikTok-Userin auf den 3. Jänner und geht seitdem viral. Laut Franz Kranebitter, Geschäftsführer der Zeller Bergbahnen, handelt es sich um die Piste Nummer 10, die Talabfahrt. „Die war den ganzen Winter noch nicht offen“, betont er gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“. Diverse Zufahrten zu dem unpräparierten Schneeband seien mit Netzen abgesperrt, dennoch gebe es Skifahrer, die die Sperren einfach ignorieren und trotzdem hinunterfahren. „Einige sehen da Schnee und bilden sich ein, sie schaffen das“, kritisiert der Betreiber. Vor allem im unteren Bereich sei die Talabfahrt sehr steil und selbst bei guten Verhältnissen nur etwas für gute Skifahrer.
Gröbere Unfälle, die einen Hubschraubereinsatz erforderlich gemacht hätten, seien laut Kranebitter auf der gesperrten Piste zwar in den letzten Wochen nicht passiert. Dennoch sei es ärgerlich, was auf der Piste passiere und dann in sozialen Netzwerken kursiere. „Denn wir sind sehr bemüht, unseren Gästen ein sicheres Skierlebnis auf bestens präparierten Pisten zu bieten“, sagt der Bergbahnchef. Geplant sei, zusätzlich Pistenretter an den Sperrnetzen zu positionieren. „Aber wenn jemand einen Schleichweg kennt, wird man nicht verhindern können, dass er dennoch auf die Abfahrt gelangt“, weiß Kranebitter aus Erfahrung.
Vor einem Jahr ähnliche Situation
Die Situation in manchen Skigebieten erinnert an jene vor einem Jahr. Weil die Hänge eisig waren und kaum Schnee lag, gab es damals eine Serie schwerer Unfälle. Ähnlich ist es heute. Durch das Tauwetter ist der Untergrund vor allem in den niedrigen Lagen aktuell besonders eisig und glatt auf den Skipisten.
Von Jänner bis November 2023 wurden von der Orthopädie und Traumatologie in der Klinik zumindest 1852 Patienten behandelt, die sich beim Skifahren verletzt hatten. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 1934 Personen. Damit gibt es weit mehr Skiunfälle als etwa Snowboardunfälle (482 im Jahr 2023) oder Langlaufunfälle (45 im Jahr 2023). Wobei die Zahl der Zwischenfälle beim Snowboarden verglichen mit dem Jahr 2022 ähnlich geblieben, die Anzahl jener beim Langlaufen um die Hälfte gesunken ist. Ähnlich sieht es beim Skitourengehen aus: Wurden im Jahr 2022 noch mindestens 104 verunfallte Skitourengeher in der Klinik behandelt, waren es 2023 zumindest 50 Personen.