Im Jahr 2022 wurde mehr geheiratet als im Jahr zuvor, gleichzeitig kamen weniger Kinder zur Welt. Das zeigt der jährliche Bericht „Familien in Zahlen“ des Österreichischen Instituts für Familienforschung auf. Auf einem bisherigen Höchststand befindet sich die Kinderbetreuungsquote – 29,9 Prozent der Null- bis Dreijährigen sind in institutioneller Betreuung. Ein Spalt klafft zwischen der Erwerbstätigkeit von Vätern und Müttern – drei Viertel der Mütter arbeiten in Teilzeit.
47.482 Mal gaben sich Paare 2022 das Jawort, 2021 waren es nur 41.111. Die Zahl war 2020 aufgrund der Pandemie gesunken und steigt seither wieder an. 342 Hochzeiten wurden 2022 zwischen zwei Männern, 449 zwischen zwei Frauen geschlossen. Wieder geschieden wurden 2022 13.997 Ehen, im Vergleich zu 14.510 im Jahr zuvor. Mit Blick auf einen längeren Zeitraum sinkt die Gesamtscheidungsrate: Die im vergangenen Jahr geschlossenen Ehen haben eine Scheidungswahrscheinlichkeit von 34,5 Prozent, jene, die im Jahr 2012 geschlossen wurden, eine von 42,5 Prozent.
Während das Heiraten offenbar an Attraktivität gewonnen hat, zeigt sich bei den Geburten ein anderes Bild. 2022 wurden 82.627 Kinder geboren, 2021 noch 86.078. Gesunken ist auch die Gesamtfertilitätsrate: 2022 hatte eine Frau im Durchschnitt 1,41 Kinder (2021: 1,48). Durchschnittlich waren Mütter bei der Geburt des ersten Kindes – wie im Jahr zuvor – 30,3 Jahre alt. Bei der Geburt ihres ersten Kindes waren 50,7 Prozent der Eltern nicht verheiratet.
Am Betreuungsziel vorbeigeschrammt
29,9 Prozent der Null- bis Dreijährigen haben einen institutionellen Kinderbetreuungsplatz, weitere 2,2 Prozent werden bei Tageseltern betreut. Im Jahr zuvor waren es noch 29,1 bzw. 2,1 Prozent. Damit schrammt man weiterhin am EU-weit vereinbarten „Barcelona-Ziel“ vorbei, wonach bereits 2010 ein Drittel der Kleinkinder Betreuungseinrichtungen besuchen sollten. Dieses Ziel wurde 2022 nochmals erhöht, für Österreich allerdings aufgrund der vergleichsweise niedrigen Quote auf 31,9 Prozent heruntergesetzt. Über 33 Prozent in institutioneller Betreuung erreichen 2022/23 laut Bericht Wien, das Burgenland und Vorarlberg.
Bei den Drei- bis Sechsjährigen befinden sich österreichweit 94,7 Prozent in institutioneller Betreuung. „Ich bin stolz, dass wir bei der Kinderbetreuung Rekordwerte verzeichnen können und die Kinderbetreuungsquoten der Null- bis Dreijährigen sowie der Drei- bis Sechsjährigen steigern konnten“, betonte Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) per Medieninformation. Sie verwies einmal mehr auf die Summe von 4,5 Mrd. Euro, die bis 2030 in die Kinderbetreuung investiert werden soll. Damit werde garantiert, „dass jede Familie, die einen Betreuungsplatz braucht, auch einen bekommt“.
Immer mehr Frauen in Teilzeit
Eine Kluft besteht nach wie vor bei der Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern. 70,5 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren waren 2022 erwerbstätig, 75,3 Prozent von ihnen in Teilzeit (2021: 67,8 bzw. 75,0 Prozent). Im Vergleich: 93,8 Prozent der Männer derselben Kategorie waren erwerbstätig, nur 8,8 Prozent von ihnen in Teilzeit. Nur etwas mehr als ein Drittel – 36 Prozent – der Frauen mit Kindern unter drei Jahren waren überhaupt berufstätig.
Von den 4.067.600 Privathaushalten in Österreich sind 1.044.000 Paarhaushalte mit Kindern, 1.006.000 Paarhaushalte ohne Kinder und 245.000 Alleinerziehendenhaushalte. Auch gibt es 1.546.000 Einpersonenhaushalte. Von insgesamt 695.400 Paaren mit im Haushalt lebenden Kindern unter 15 Jahren waren 62.900 Patchworkfamilien, bei denen mindestens ein Kind aus einer früheren Beziehung in den Haushalt mitgebracht wurde. Mehr ausbezahlt wurde 2022 beim Kinderbetreuungsgeld, nämlich 1,238 Mrd. Euro (2021: 1,215 Mrd. Euro).
2022 waren außerdem 15,0 Prozent der Haushalte armutsgefährdet. Besonders häufig von Armut betroffen (36,8 Prozent) sind Alleinerziehendenhaushalte mit Kindern unter 18 Jahren.