Auch in der Nacht auf Samstag hat Sturmtief "Zoltan" die Einsatzkräfte von Tirol bis Niederösterreich gefordert. Im Land unter der Enns rückten die Helfer 130 Mal aus, teilte Franz Resperger vom NÖ-Feuerwehrlandeskommando mit. In Oberösterreich waren 2.500 Feuerwehrleute bei 200 Einsätzen, in Salzburg 1.400 bei 240 Einsätzen. Zahlreiche Straßensperren und Murenabgänge wurden in Tirol registriert. In Salzburg waren bis zu 5.000 Haushalte ohne Strom.
Entwurzelte oder auf Strom- und Telefonleitungen gestürzte Bäume mussten in Niederösterreich beseitigt werden, der Schwerpunkt lag im Südwesten des Bundeslandes. Entwarnung gab es nicht. Auf den Bergen herrschte indes teils große Lawinengefahr.
Gefährliche Situationen für die Helfer
Resperger berichtete von gefährlichen Situationen für die Helfer. In manchen Fällen seien nämlich während der Schneidearbeiten auch Bäume in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle zu Boden gekracht. Zum Sturm mischten sich in vielen Regionen starke Niederschläge.
Im Mostviertel kollidierte Samstagfrüh ein Zug mit einem Baum. Die Feuerwehr Waidhofen a. d. Ybbs wurde alarmiert und beseitigte das Hindernis. Eine Person wurde aus dem Schienenfahrzeug geleitet, blieb aber unverletzt. "Die Lokalbahn musste gesperrt werden, die Gleise sind beschädigt", teilte das Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten in einer Aussendung mit.
Zu einer brenzligen Situation kam es Resperger zufolge auch in Waidhofen a. d. Thaya im Waldviertel. Dort krachte ein großer Baum auf die B36. Zwei Autofahrer konnten nicht rechtzeitig bremsen und steuerten ihre Pkw unter dem Baum durch. Die Fahrzeuge wurden leicht beschädigt, die Lenker blieben aber ohne Blessuren. Generell lagen aus der Nacht auf Samstag vorerst keine Meldungen über Verletzte vor.
Allgemein blieb die Lage angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte Resperger. Für die Helfer in Niederösterreich setzten sich damit die einsatzreichen Tage vor dem Weihnachtsfest fort. Bereits von Donnerstagabend bis Freitagnachmittag war rund 230 Mal ausgerückt worden. Auch ein Todesopfer hatte es in der Nacht auf Freitag im Bundesland gegeben. Ein Baum war in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) umgefallen und hatte einen Hochstand mitgerissen, auf dem sich ein Jäger befunden hatte. Für den 81-Jährigen kam jede Hilfe zu spät.
Lawinengefahr bleibt hoch
Ein Thema blieb die Lawinengefahr. In den Türnitzer und den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie in der Rax-Schneeberggruppe wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als groß (Stufe 4 von 5) eingestuft. Darunter galt - ebenso wie im Semmering-Wechselgebiet über der Waldgrenze - Stufe 3, also erhebliche Lawinengefahr. "Durch den vielen Neuschnee sind weiterhin spontane Lockerschneelawinen aus steilem Fels- und Schrofengelände wahrscheinlich", teilte der Warndienst mit. Am Sonntag dürfte es rasch wärmer werden, wodurch es u.a. in Hochlagen zur spontanen Entladung von Schneebrettern kommen könnte.
Die Orkanböen erreichten im besiedelten Gebiet um die 100 km/h, in Abtenau (Tennengau) etwa wurden 102 Stundenkilometer gemessen, am Salzburger Flughafen waren es 97, wie eine Meteorologien von Geosphere Austria schilderte.
In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt (mit 18 Einsätzen), der Flachgau, wo 450 Helferinnen und Helfer zu über 70 Einsätzen gerufen wurden, und der Tennengau, wo 315 Feuerwehrleute bei 80 verschiedenen Sturmschäden im Einsatz standen. Der größte Teil der Einsätze betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden. In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab. Vor allem im Flachgau und im Tennengau kam es zu Stromausfällen, in der Nacht waren bis zu 5.000 Haushalte betroffen. Samstagvormittag waren es noch rund 3.000 Haushalte, und zwar in Großgmain (Flachgau), Adnet, St. Koloman, Hallein, Kuchl, Golling (alle Tennengau) und in Teilen von Lofer im Pinzgau, teilte die Salzburg AG mit. Wie lange die Arbeiten zur Wiederherstellung der Versorgung noch dauern, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.
In Oberösterreich verteilten sich die Sturmeinsätze über das gesamte Bundesland, eine Häufung der Schäden gab es im Alpenvorland und im nördlichen Mühlviertel. Vor allem ab Mitternacht nahm der Sturm an Fahrt auf, erreichte die prognostizierten 80 bis 100 km/h, und die Feuerwehreinsätze nahmen zu. Auch hier mussten vor allem umgestürzte Bäume entfernt, Verkehrswege freigemacht und abgedeckte Dächer abgedichtet werden. In Schildorn (Bezirk Ried) stand ein landwirtschaftliches Objekt in Flammen, die von acht Feuerwehren bekämpft wurden. Durch die starken Regenfälle mussten auch einige Keller ausgepumpt werden. In Summe standen etwa 2.500 Helfer von 180 Feuerwehren an 200 Orten im Einsatz.
Einige kleine Tiroler Ortschaften waren Samstagfrüh nicht erreichbar, wie etwa der Wintersportort Obergurgl im hinteren Ötztal sowie Kaisers, Bschlabs oder Gramais (Bezirk Reutte). Im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) hatte eine Mure ein Auto erfasst, wobei der Fahrer leicht verletzt wurde. Rund 60 Einsätze wurden in der Nacht absolviert, hieß es von der Leitstelle.
Blockierte Straßen
Die Unwetterschäden ereigneten sich "übers ganze Land verteilt" und zogen "entwurzelte Bäume und blockierte Straßen" nach sich, so die Information der Tiroler Einsatzzentrale gegenüber der APA. Freitagabend wiederum wurde die Alpbacher Landesstraße (L5) in Reith auf einer Länge von 15 Metern verlegt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen einen Baum gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt.
In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war. Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.
Aufgrund der Wettersituation waren einige höher gelegene Straßen aufgrund von Lawinengefahr gesperrt. Dies galt laut Verkehrspolizei auch für den Wintersportort Obergurgl im Ötztal. Die Sperre war seit dem späten Freitagnachmittag aufrecht. An der Grenze zur Schweiz bei Pfuns war zudem die B184 wegen eines Lawinenabganges gesperrt, auch das Pitztal war nach einem Murenabgang zwischen Jerzens und Arzl weiterhin nur erschwert erreichbar. Eine Umleitung wurde eingerichtet. Im Bezirk Reutte waren die L267 zwischen Gramais und Häselgehr sowie die L268 zwischen Kaisers und Steeg wegen Lawinengefahr gesperrt. Auch die Bschlaber Landesstraße war abschnittsweise nicht befahrbar.
Kettenfplicht auf höheren Straßen
Keine Störungen gab es dagegen Samstagfrüh im Zugverkehr. Laut Streckeninfo der ÖBB kam es in Tirol zu keinen Unwetterschäden.
In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark. In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.