Verspätete oder ausgefallene Züge, vollbesetzte Wagons und eine überlastete ÖBB-Werkstatt – auf Österreichs Bahnstrecken herrscht derzeit Chaos. Die ÖBB kann ihren Fahrplan nicht immer einhalten – doch was sind die Gründe für die Verspätungen und was bedeutet das für die Passagiere?

Gewerkschaft spricht von „Managementfehler“

Gerhard Tauchner von der Eisenbahner-Gewerkschaft „vida“ kritisiert die ÖBB im Ö-1-„Morgenjournal“. „Man war auf die Fahrplanverdichtung einfach nicht vorbereitet – das war ein klarer Managementfehler.“ Derzeit sind sechs der insgesamt 60 Railjets kaputt. Intercitys und S-Bahnen werden von einigen Strecken – beispielsweise Wien–Bischofshofen oder der Nordstrecke – abgezogen, um die Railjetverbindungen aufrechtzuerhalten. Der Fahrplan lasse sich so aber nicht mehr einhalten.

Von den ÖBB ist man um Beschwichtigung bemüht. Konzernsprecher Bernhard Rieder meint, dass man bereits im Weihnachtsverkehr deutlich mehr Wägen anbieten werde, in den Werkstätten der Bundesbahnen werden derzeit auch Überstunden geschoben. Mit einer Normalisierung der Verbindungen rechnet aber auch Rieder erst Mitte Jänner.

Auf die Passagiere könnten in den kommenden Wochen also noch Unwegsamkeiten zukommen. Robert Kogler von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) sieht bei der ÖBB derzeit ein „klares Bemühen“, die Situation zu verbessern. Sollte man dennoch von Verspätungen oder Ausfällen betroffen sein, ist die apf meist der richtige Ansprechpartner.

Reise sollte gut dokumentiert werden

„Der erste Weg führt zum Unternehmen – sollte man hier jedoch nach vier Wochen keine oder eine nicht-zufriedenstellende Antwort erhalten haben, kann man sich bei uns melden“, sagt Kogler gegenüber Ö 1. In einigen Bereichen sind die Regeln klar: Kommt ein Zug mit mehr als 60 Minuten Verspätung am Zielort an, erhalten Fahrgäste 25 Prozent des Ticketpreises zurück, bei mehr als zwei Stunden sind es 50 Prozent.

Schwieriger wird die Lage jedoch, wenn Fahrgäste statt eines Railjets eine S-Bahn-Garnitur bereitgestellt bekommen. Dann müsse in einem Schlichtungsprozess geklärt werden, wie viel Wertminderung durch das veränderte Angebot entstanden ist. Auch dafür ist die apf zuständig.

Für die bevorstehenden Feiertage rät Kogler den Fahrgästen jedenfalls dazu, den Verlauf der Reise zu dokumentieren. „Behalten Sie Reservierungen und Fahrkarten auf, machen Sie Fotos von Unwegsamkeiten und notieren Sie sich Ihren Reiseverlauf.“ Fahrgäste sollten im besten Fall auch ihre Kontaktdaten beim Unternehmen hinterlassen, um schnell erreichbar zu sein.