In den Häusern Kerzenschein, draußen die Landschaft umhüllt mit einer dicken weißen Decke. Nein, damit dürften die meisten Kinder in Österreich den Heiligabend nicht mehr verbinden. Viele haben Schnee am 24. Dezember noch gar nie erlebt. Weiße Weihnachten werden immer seltener.

Damit am 24. oder 25. Dezember Schnee liegt, muss die Großwetterlage ab Mitte Dezember ganz genau mitspielen. Die Flocken müssen zum richtigen Zeitpunkt fallen, nicht zu früh vor Weihnachten, wie so oft der Fall: Im November gibt es in Österreich meist den ersten Schnee und dann schmilzt er bis Heiligabend wieder weg. Verantwortlich für dieses „Weihnachtstauwetter“ ist die warme Luft vom Atlantik nach Nordosten, erklärt Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann. Laut den Prognosen wird es auch heuer dazu kommen. Zwar sorgt ein Tiefdruckeinfluss über Nordeuropa für Abkühlung und macht vom 21. bis zum 23. Dezember etwas Schneefall in den Nordalpen ab mittleren Höhenlagen möglich, in den tiefen Lagen bleibt es aber zu mild und ab dem 24. Dezember dürfte der nächste Schwall Warmluft kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es diesen Sonntag in tiefen Lagen schneit beziehungsweise Schnee liegen bleibt, liegt laut Meteorologen bei fünf bis 20 Prozent. „Es müsste schon ein Wunder geschehen“, sagt Zimmermann. Was die Landeshauptstädte angeht, besteht eine geringe Chance für weiße Weihnachten am ehesten noch in Innsbruck, während die Großwetterlage besonders für das östliche Flachland und das Rheintal „ungünstig“ ist.

Wahrscheinlichkeit halbiert

In den vergangenen Jahrzehnten hat Wahrscheinlichkeit für Schnee am 24. oder 25. Dezember stark abgenommen. „Seit Beginn der 90er hat sie sich halbiert“, sagt Zimmermann. Damals lag die Wahrscheinlichkeit bei etwa 40 Prozent, in den 50er-Jahren gab es sogar noch eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für verschneite Weihnachten. Für die Zukunft prognostiziert der Meteorologe: „Weiße Weihnachten im Flachland werden eine extreme Seltenheit.“ Mitte des Jahrhunderts werde die Wahrscheinlichkeit voraussichtlich bei fünf Prozent liegen.

Grund dafür ist der Klimawandel. Durch ihn kommt es nach wie vor zu „durchaus kräftigen Schneefällen“, wie Zimmermann erklärt. Doch die Erderwärmung lässt die Abstände zwischen den Niederschlägen seltener werden und macht gleichzeitig das Tauwetter intensiver, die Luft wird milder und der Schnee schmilzt schneller. Es wird also immer unwahrscheinlicher, dass der Schnee genau zum richtigen Zeitpunkt vor oder an Weihnachten schneit und dann auch noch liegen bleibt.

In den letzten zehn Jahren gab es in Österreich nur in Innsbruck und Klagenfurt jeweils einmal weiße Weihnachten. In St. Pölten lag am längsten kein Schnee mehr am 24. 12., zuletzt 2007. In Europa sind weiße Weihnachten am wahrscheinlichsten im Norden Skandinaviens. In Lappland zum Beispiel ist auf die weiße Decke Verlass.