Der dampfende Glühwein, die traditionelle Handwerkskunst, das festliche Ambiente: Die Weihnachtsmärkte locken die Massen in die Städte. Schon immer, aber dieses Jahr noch mehr, sie sind ein „wahnsinniger Turboboost“, sagt Dominic Schmid von der Wirtschaftskammer. In Wien pressen sich zum Beispiel neben den heimischen Touristen gerade Engländerinnen, Italiener, Deutsche, Spanierinnen und Amerikaner durch die Gassen. Die Wiener Hotels sind mehr als gut ausgelastet. Seit Mitte November – seitdem die Weihnachtsmärkte aufgesperrt haben – reißt der Besucherstrom nicht ab. Er wird dann fließend übergehen zum Silvesterpfad, sagt Schmid. Die Wirtschaftskammer erwartet, dass der Nächtigungsumsatz der Wiener Hotels heuer über eine Milliarde steigt. Es wäre erst das zweite Mal, dass diese Marke überschritten wird. Der letzte Rekord war 2019. Doch ist das angesichts des Personalmangels für die Hotels noch zu stemmen?
Im Hotel Altstadt Vienna laufe es „sehr gut“, zeigt sich Martina Zöhrer zufrieden. „Der Dezember ist schon stärker als im Vorjahr. Gerade an den Wochenenden sind wir komplett voll, zu Weihnachten haben wir noch ein paar Zimmer, aber Silvester geht dann wieder nichts mehr.“ Auch im Hotel Sacher – sowohl in dem Haus in Wien als auch in dem in Salzburg – spricht man von einer besseren Buchungslage als letztes Jahr.
Die Stadt Salzburg sei bei den Touristen heuer überhaupt beliebt, Graz ebenso, bestätigt man bei der Österreichischen Hoteliervereinigung. „Bis über die Feiertage ist alles gut gebucht“, sagt Präsident Walter Veit. Als „stark“ bezeichnet man bei Lendhotel, Schlossberghotel, Augarten Art Hotel und Kai 36 in der steirischen Hauptstadt die Vorweihnachtswochenenden, vor allem Deutsche, Schweizer und Österreicher sind es, die nächtigen. Laut Graz Tourismus steht das „stärkste Wochenende“ mit dem kommenden bevor. Die Weihnachtsmärkte werden als wahre Besuchermagnete bezeichnet. „Der Advent wurde über die letzten Jahre eine Erfolgsgeschichte“, sagt Dieter Hardt-Stremayer. Während im Vorjahr noch die „Corona-Unsicherheit“ eine Rolle spielte, ist davon heuer keine Spur mehr.
Zimmer für Personal gesperrt
Hingegen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor Mangelware am Markt. Auch wenn viele Betriebe die Gehälter erhöht haben und einige Fachkräfte, die in der Coronazeit abwanderten, zurückgekehrt sind, „es bleibt ein heißes Thema“, sagen Schmid und Hardt-Stremayr. Was neu ist, war laut Veit von der Hoteliervereinigung „vor ein paar Jahren noch undenkbar“: Dass große Betriebe in den Städten einige ihrer Zimmer für das Personal zum Nächtigen freihalten und nicht an Gäste vermieten können. Das kam bisher nur in der Ferienhotellerie im ländlichen Bereich vor, um Fachkräfte zu bekommen und ihnen etwas zu bieten. Nach wie vor bleiben in der Ferienhotellerie auch ganze Stockwerke frei, weil das Servicepersonal fehlt.
Auch die Teuerung, im Speziellen die Energiekosten machen allen Hotels zu schaffen, aus dem für Wien prognostizierten Rekordumsatz wird demnach wohl kein Rekordgewinn werden, vermutet Schmid von der Wirtschaftskammer. Dass auch die Gäste von den steigenden Preisen gehemmt sind, macht sich auch bemerkbar: Sie bleiben etwas kürzer als sonst.