Ein 41-jähriger Skifahrer hat am Sonntag noch großes Glück gehabt: Er wurde in Tirol 20 Meter von einer Lawine mitgerissen und blieb unverletzt. Doch derzeit ist die Gefahr abseits der Pisten besonders groß. In Teilen Tirols und Vorarlbergs, etwa um den Arlberg herum, herrscht Lawinenstufe vier von fünf. Das bedeutet, dass mit „zahlreichen spontanen Abgängen zu rechnen ist, die nicht einmal einen Auslöser brauchen und große Dimensionen erreichen können“, sagt Michael Larcher vom Alpenverein.

Grund dafür ist zum einen der Neuschnee der letzten Tage. Der Wind hat als „Baumeister der Lawinen“ den Schnee verfrachtet und zu „mächtigen Schneepaketen“ aufgetürmt, sagt Lawinenforscher Peter Höller. Zum anderen haben die nun vorherrschenden milden Temperaturen und der Regen bis in hohe Lagen die Schneedecken instabil gemacht. Die Folge: Gleitschneelawinen in niedrigeren Regionen und Tälern, „dort wo man normalerweise sicher ist“, warnt Larcher. Damit sind auch frei in der Landschaft liegende Gehöfte und Zufahrtsstraßen gefährdet.

Michael Larcher vom Alpenverein
Michael Larcher vom Alpenverein © ÖAV

Neuschnee gefährlich

Die Lage verschärft sich nun noch mit einer Front aus Nordwesten, die mehr Niederschlag – Schnee oder Regen – bringt. Die Lawinenwarnstufe wird sich laut Larcher dementsprechend ausdehnen. Auf die Nordalpen und womöglich die Zentralalpen, auf Salzburg, eventuell auch Kärnten.

Höller ruft zur „größten Vorsicht“ auf, Skifahrern und Tourengehern rät er in den nächsten Tagen dringend von Ausfahrten in ungesichertem, steilen Gelände ab. Zu oft hätten Höller und Larcher schon erlebt, dass Warnungen in den Wind geschlagen werden und sich die Menschen – auch erfahrenere Sportler – überschätzen.

Jedes Jahr gibt es mehr als 20 Lawinentote. „Die Leute denken an lässigen Neuschnee und schieben ihren rationalen Verstand beiseite“, sagt Höller. Gerade in Hinblick auf das Wochenende, das nach dem Niederschlag mit schönem Wetter lockt, befürchtet der Experte, dass die Leute auf die Berge stürmen. „Da muss man eindringlich warnen: Lieber noch zurückhalten und warten, bis der Schnee sich setzt!“