Am Dienstag wurden die ersten PISA-Testergebnisse seit vier Jahren präsentiert. Das Fazit: Österreich liegt im OECD-Durchschnitt im guten Mittelfeld, hat jedoch im Vergleich zu vorangegangenen Tests abgebaut. Minister Martin Polaschek interpretiert die Ergebnisse dennoch positiv und spricht davon, dass „man den richtigen Weg eingeschlagen“ habe. Experten sehen das anders.
Soziale Unterschiede machen sich besonders bemerkbar
Andreas Schleicher ist Bildungsforscher und als OECD-Koordinator hauptverantwortlich für die PISA-Tests. Er sagte in der ZiB2 am Dienstagabend, dass Österreich viel in das Bildungssystem investieren würde, aber wenig heraushole. Besonders soziale Unterschiede würden hierzulande in den Ergebnissen besonders stark durchschlagen. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund hätten demnach in Mathematik bis zu 66 Punkte weniger erreicht, als jene ohne.
Christian Klar, Direktor der Mittelschule Deublergasse in Wien und ÖVP-Bezirksrat, fordert daher mehr Initiative der Eltern. Diese würden sich zu wenig für die schulischen Leistungen ihrer Kinder interessieren, meint Klar. Für Schleicher seien aber auch die Rahmenbedingungen verantwortlich für die unterschiedlichen Leistungen. „Andere Länder, die besser abgeschnitten haben, fördern Kinder viel individueller - beispielsweise ist in einigen Staaten die Sprachförderung verpflichtend“, so Schleicher in der ZiB2. Die Ergebnisse zeigen demnach, dass asiatische Staaten, wie Singapur oder Japan, aber auch Estland soziale Defizite viel besser ausgleichen.
„Es braucht die besten Lehrer für die schwierigsten Schulen“
Die individuelle und zielgerichtete Förderung von Schülerinnen und Schülern sei Schleicher zufolge die zentrale Stellschraube, an der zu drehen ist. Die Politik müsse dafür Geld so verteilen, dass „man die besten Lehrkräfte und die beste Schulleitung für die schwierigsten Schulen gewinnt“. Hinzu kommt: Leistungsziele sollten höher angesetzt werden, während Schulen in der Vermittlung des Lerninhalts mehr Freiraum geboten werden soll.
Schleicher sieht zudem die Aufteilung von Schülern im Gymnasium und der Mittelschule kritisch. „Durch die relativ frühe Aufteilung könnten sich soziale Unterschiede in gewissen Schultypen verstärkt konzentrieren. Wenn man da nichts am System ändern will, muss man zumindest notwendige Fördermittel schaffen“, so Schleicher.