Die Inflation ist so hoch wie seit 50 Jahren nicht und doch haben die Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr so viel Geld für den guten Zweck ausgegeben wie noch nie. Nämlich 1,1 Milliarden Euro. Grund bleibt der Ukraine-Krieg, der am meisten Spendenbereitschaft weckt. 15,5 Millionen Euro gingen allein an das Österreichische Rote Kreuz für Hilfe in der Ukraine. Insgesamt wurde um 200 Millionen Euro mehr gespendet als erwartet. Im Vergleich zu 2021 sind es plus 26 Prozent. Das geht aus dem Spendenbericht 2023 des Fundraising Verband Austrias hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Privatpersonen spenden in Österreich am meisten - nämlich 920 Millionen Euro, das sind 84 Prozent des gesamten Spendenaufkommens. 120 Millionen Euro stammen aus Erbschaften. Gespendet wird zum Großteil an humanitäre Hilfsprojekte in Österreich (30 Prozent). Laut Umfragen des Verbands sind es „Kinder und Tiere“ für die am liebsten gespendet wird.
Meisten Spenden aus unteren Einkommensschichten
Die meisten Spenderinnen und Spender stammen aus niedrigeren und mittleren Einkommensschichten. 71 Prozent der Bevölkerung spendet durchschnittlich 123 Euro im Jahr. Im Burgenland und in Niederösterreich spenden die meisten Menschen. Dafür weisen Spendende in Kärnten und der Steiermark mit 148 Euro den höchsten Spendenbetrag auf. An die Forschung wurde 2022 so viel wie noch nie gespendet. Im internationalen Vergleich liegt Österreich mit dem Spendenergebnis im Spitzenfeld. Nur die Schweiz und Tschechien verzeichnen ein ähnlich hohes Spendenplus.
Laut der ersten Prognose für das laufende Spendenjahr zeichnet sich 2023 allerdings ein Rückgang an Spenden ab. Die Weihnachtszeit wird noch entscheidend sein, erfahrungsgemäß gehen da bis zu 30 Prozent des jährlichen Spendenaufkommens ein. Viele kleinere Vereine würden jetzt schon einen leichten Rückgang verzeichnen, so Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verband Austrias. „Die Teuerung ist spätestens heuer in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat viele Menschen zu Einschränkungen bei ihrem Spendenengagement bewegt“, weiß Ruth Williams, Philanthropie-Expertin und designierte Geschäftsführerin des Fundraising Verband Austria ab 2024.
Williams sieht großes Potenzial in Spenderinnen und Spendern aus höheren Einkommensschichten. „In allen Ländern um Österreich herum spenden die Wohlhabenderen mehr, weil es bessere rechtliche Rahmenbedingungen gibt.“ Viel Hoffnung steckt Williams deswegen in das am 1. Jänner 2024 in Kraft tretende Gemeinnützigkeitspaket, das zulässt, dass man Spenden für alle gemeinnützigen Zwecke steuerlich absetzen kann.