Ab 2024 wird es im Schienennetz der Deutschen Bahn laufend Sperren geben, berichtet die „Tiroler Tageszeitung“. Insgesamt 40 Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von mehr als 4000 Kilometern werden bis 2030 generalsaniert. 2027 ist dann die 140 Kilometer lange Strecke zwischen München und Salzburg dran, im zweiten Halbjahr das Deutsche Eck zwischen Rosenheim und Salzburg. Mit einer Totalsperre.
Bei der Generalsanierung werden Weichen, Gleise und Oberleitungen modernisiert sowie die Leit- und Sicherungstechnik erneuert. Für Bahnreisende von Tirol nach Salzburg bzw. Wien und München oder retour bedeutet das nichts Gutes: Ein halbes Jahr lang wird es einen Schienenersatzverkehr geben sowie großräumige Umleitungen.
ÖBB: Konzept, um Einschränkungen gering zu halten
Die ÖBB sind über die Bauarbeiten und die Teil-Sperre des Deutschen Ecks bereits frühzeitig informiert worden. „Bis zum Inkrafttreten der Sperre werden wir gemeinsam mit allen Partnern und Stakeholdern ein Konzept ausarbeiten, das die Einschränkungen für Reisende von West- nach Ostösterreich – und umgekehrt – so gering wie möglich halten wird“, versichert ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.
Skeptisch ist hingegen der grüne Klubchef Gebi Mair: „Die ÖBB-Fahrtzeiten werden sich massiv verlängern, ob die Westbahn über Zell am See fahren kann, ist noch unklar.“ Zugleich sieht er die Regionen westlich von Innsbruck bahntechnisch benachteiligt. „Der Westen Österreichs bis nach Vorarlberg ist immer noch eingleisig erschlossen.“ Wenn der Westen nun wieder mit Dauerbaustellen am Deutschen Eck belastet werde, dann müsse die Beschleunigung und der Ausbau der Bahn unter dem Arlberg endlich in ein erstes Planungsstadium eintreten.
Vorarlberger wenden sich an ÖBB
Die Grünen forcieren seit Langem einen „Arlberg-Basistunnel“. Die Tiroler und die Vorarlberger Landesregierung richteten bereits einen Brief an die ÖBB. Die abschlägige Antwort folgte jetzt. Die Überlegungen für einen Arlberg-Basistunnel lassen sich laut ÖBB nur bei ähnlich hohen Verkehrsmengen im Güter- und Personenverkehr wie am Brenner begründen. Dafür müssten sich die aktuellen europäischen Verkehrsflüsse allerdings deutlich verschieben. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse bezeichnen die ÖBB-ExpertInnen eine umfangreiche Machbarkeitsuntersuchung derzeit als nicht zielführend.
Gebi Mair nimmt deshalb Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) in die Pflicht, der endlich verstärkt bei den ÖBB lobbyieren müsse. „Derzeit werden besonders Bahnprojekte in der Ostregion erfolgreich in Wien lobbyiert, Tirol ist durch Mattle bei der Bahn aber nicht gut vertreten.“ Tirol stehe bei wichtigen Bahn-Infrastrukturprojekten wie dem Fernpass-Bahntunnel oder dem Arlberg-Bahntunnel am Abstellgleis. Der Westen verdiene eine ausfallsichere Hochgeschwindigkeitsstrecke von Innsbruck nach Bludenz.