Ist man krank, soll künftig zuerst die App am Handy helfen. Und dann, falls nötig, der Arzt per Videoanruf. So stellen sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) das vor. Im Zuge der Gesundheitsreform planen sie, das System in den kommenden Jahren digitaler zu machen. So sollen Patienten schneller versorgt und Spitäler entlastet werden, so die beiden Politiker.

Konkret dürfte es in Zukunft so ausschauen, dass man im Krankheitsfall Fragen über eine App beantworten muss, die App rät einem dann etwa die Hotline 1450 anzurufen, einen Arzt per Video zu treffen oder einen Termin in einer Ordination auszumachen. Letzteres ginge über die App, führt Rauch aus. Innerhalb von 30 Minuten soll jeder Mensch einen Arzttermin bekommen, das sei das große Ziel. „Mit dem neuen System wollen wir Patientenströme lenken, sodass niemand in der Notaufnahme landet, der dort nicht hingehört“, erklärt Rauch. Als Start für eine solche App gab der Minister das Jahr 2025 an. Die Hotline 1450 soll schon früher ausgebaut werden, genauso wie das Angebot an Videoterminen mit Ärztinnen und Ärzten.

Persönliche Krankenakte mit allen Daten

Außerdem soll bald jeder Mensch in Österreich seine persönliche, digitale Krankenakte haben – inklusive der Informationen aus dem Eltern-Kind-Pass. Sämtliche Diagnosen beginnend von der Schularztuntersuchung über das Röntgenbild und den Befund bis hin zu Rezepten könnten gesammelt in dieser Akte zu finden sein. Als Basis soll die existierende Akte Elga dienen. „Noch sind die Daten in Elga unvollständig und nicht verständlich, das muss sich ändern“, sagt Tursky. Auch die Wahlärzte werden an Elga angeschlossen. Überhaupt müssen alle Ärztinnen und Ärzte ihre Diagnosen auch in Codes angeben und aufzeichnen. „Im Endeffekt sorg das für mehr Zeit für die Patienten“, so Rauch.

Über die App „Digitales Amt“ dürfte jeder in Österreich leichter zu seiner persönlichen Akte kommen. „Mit einem Knopfdruck einen Überblick über all seine Daten, das ist das Ziel“, sagt Tursky. In Österreich brauche es umfassende Gesundheitsdaten, auch um etwa einen Überblick zu haben, wie oft welche Krankheit hierzulande diagnostiziert wird. Mit den Daten könnte auch die Forschung arbeiten. Für die Politik sollen sie Grundlage für Maßnahmen sein. Inspiration für das System haben sich Rauch und Tursky aus Finnland geholt. Auch Apps für Patienten mit chronischen Krankheiten wie Migräne und Apps zur Vorsorge, also etwa für die Ernährung und Bewegung, seien geplant.

Die Anwendung soll so einfach sein, dass sie „jeder Mensch bedienen kann, egal wie alt“, sagt Tursky. Für die Bürgerinnen und Bürger müsse es einen klaren Nutzen geben, dann würde auch jeder das System verwenden. Der Datenschutz soll gewährleistet bleiben. Eine Pflicht für die Gesundheitsakte Elga gäbe es weiterhin keine, versichert Rauch. Insgesamt sollen jährlich 51 Millionen Euro, aufgeteilt auf Bund, Länder und Sozialversicherung, in die Digitalisierung des Gesundheitssystems fließen.